Dein Samstagabend-Programm? Tee, Kekse, Buch (oder Netflix), Sofa – Ruhe haben. Als introvertierter Mensch kannst du glücklich und zufrieden mit dir selbst sein. Du brauchst keine wilden Partys oder spannenden Ausflüge, damit dein Wochenende sich auch wie Wochenende anfühlt. Ganz oft brauchst du sogar deine Auszeit, Zeit nur für dich, um die Energien aufzutanken, die du in deiner anstrengenden Woche aufgebraucht hast.
Also, alles gut so, allein oder auch mit dem Partner am Wochenende auf dem Sofa? Oft ja – wenn da nicht manchmal dieses fiese, nagende Gefühl wäre, da draußen in der Welt was zu verpassen.
Was dich daran hindert, etwas alleine zu unternehmen
Vielleicht hast du einen Partner, der auch gerne seine Ruhe hat und nicht sehr unternehmungslustig ist. Oder einen, der ganz viel Action braucht in seiner Freizeit, einen echten Vollzeit-Extro. Mit dessen Aktivitätsdrang du nicht mithalten kannst und ihn öfter mal alleine losziehen lässt. Oder du hast keinen Partner. Die beste Freundin oder der beste Freund hat auch familiäre Verpflichtungen. Egal in welcher Situation du steckst – irgendwie landest du immer wieder auf dem Sofa. Was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist. Aber trotzdem – manchmal würdest du gerne in die Welt raus. Ausstellungen, Theater, Feste, Märkte, Partys, was auch immer besuchen. Auch, wenn gerade keiner da ist, den man mitnehmen könnte.
Das ist für Intros ein Problem – denn dann fängt die Gedankenmaschinerie an zu arbeiten.
Nehmen wir mal an, es gibt einen Kunsthandwerkermarkt in der Nähe, der dich interessiert. Du hast Zeit und würdest gerne hinfahren, obwohl du niemanden hast, der mitkommen möchte. Mir kommen dann mit regelmäßiger Zuverlässigkeit die folgenden Gedanken in den Kopf:
- Lohnt sich der Aufwand, da hinzufahren, wirklich?
- Was ist, wenn es doch nicht so interessant ist, wie ich es mir vorstelle, und ich mich langweile?
- Was ist, wenn ich mich einsam fühle, weil alle anderen Besucher in Begleitung da sind?
- Was denken die anderen Leute von mir, wenn ich ganz alleine da aufkreuze?
- Es wird bestimmt voll werden, da muss ich gut aufpassen, dass mir meine Tasche nicht geklaut wird. Die Welt ist so gefährlich…
- Außerdem finde ich keinen Parkplatz, wenn es voll ist.
- Die Sachen dort sind mir bestimmt sowieso zu teuer. Und wenn ich nichts kaufe, lohnt es sich nicht.
- Dann bleibe ich doch lieber zuhause, dann habe ich diesen Stress nicht…
- Wenn ich zuhause bleibe, kann ich meine Lieblingsserie weiterschauen. Und erspare mir den Stress mit den vielen Leuten.
Kommt dir das bekannt vor? Ich habe mich schon ein paar Mal dabei erwischt, dass mich diese unsinnigen Gedanken davon abgehalten haben, etwas zu unternehmen. Und hinterher war ich enttäuscht und hatte das Gefühl, eine Gelegenheit verpasst zu haben.
Die wilden Szenarien, die du dir im Kopf über bestimmte Situationen ausmalst, sorgen dafür, dass du wirklich was verpasst. Sie sorgen dafür, dass du in deiner Komfortzone auf dem Sofa bleibst.
Die Befreiung
Der Kreislauf: Lust auf eine Unternehmung – automatische Gedankenschleifen – Bedenken, allein irgendwo hinzugehen – Überzeugung, dass es eine schlechte Idee ist; dieser Kreislauf zieht dich immer wieder zurück in die Komfortzone Sofa. Doch dass das auf lange Sicht wirklich dazu führt, dass man viel im Leben verpasst, ist uns wohl allen klar.
Denn trotz aller Ruhebedürfnisse haben auch wir ein Bedürfnis nach Erlebnissen, neuen Erfahrungen, Teil eines aktiven Lebens zu sein. Das, was dich davon abhält, bist nur du selbst. Deine „Sich-als-Intro-über-alles-zu-viele-Gedanken-machen“-Seite. Aber das ist eine gute Nachricht: Denn dann hast du es auch in der eigenen Hand, etwas zu verändern!
Der Anfang wird hart sein. Sich aus der Komfortzone Sofa herauszuschälen. Mach dir keine Gedanken, wenn du losziehst und dann, unter Leuten, dreimal pro Minute dein Handy checkst, ob vielleicht eine Nachricht gekommen ist. Weil du dich unwohl und unsicher fühlst, vielleicht sogar beobachtet von den anderen, fremden Menschen um dich herum. Dein Handy lenkt dich ab und gibt dir das Gefühl, nicht ganz alleine zu sein, sondern wenigstens digital mit vertrauten Menschen verbunden zu sein.
Du musst dich erst noch daran gewöhnen, alleine unterwegs zu sein.
Mit der Zeit wirst du merken, dass keiner dich beobachtet (sondern alle um dich herum selber nur mit ihren Handys beschäftigt sind). Dass du dich unter Menschen frei bewegen kannst, und es keinen Grund gibt, sich alleine unwohl zu fühlen. Du erkennst, dass du alleine etwas unternehmen kannst, dass du nicht zwingend auf eine Begleitung angewiesen bist: Das ist deine Befreiung von deinen Ängsten, das ist deine Freiheit, das eigene Leben zu leben.
Diese vier Vorteile hast du, wenn du alleine ausgehst
Alleine ausgehen ist für Intros weniger anstrengend als in Gesellschaft.
Verstehe mich nicht falsch. Du magst deine Freunde, sie sind wichtig für dich, und du bist gerne mit ihnen zusammen. Und die gemeinsamen Aktivitäten mit ihnen will ich dir auf gar keinen Fall ausreden. Aber es geht mir um Unternehmungen, zu denen deine Freunde dich nicht begleiten wollen oder können. Wenn du die Vorteile kennst, erscheint es plötzlich sogar ganz reizvoll, auch mal alleine unterwegs zu sein.
Dann steht dir deine Energie nämlich nur für diese Aktivität zur Verfügung. Du brauchst keine doppelte Energie einsetzen für die neuen Erlebnisse UND die Plaudereien mit deinen Freunden. Wahrscheinlich hast du sogar noch Energie übrig, wenn du nach Hause kommst und kannst dich – vielleicht für den nächsten Tag – wieder mit deinen Freunden verabreden. (Während du nach gemeinsamen Unternehmungen mit ihnen wieder eine Energietanken-Auszeit für dich brauchst, weil sowohl die Erlebnisse als auch die Zeit in Gesellschaft deine Energie verbraucht haben.)
Du kennst deine Grenzen und kannst die Zeit frei nach deinen Bedürfnissen gestalten.
Wenn du mit anderen unterwegs bist, wird gemeinsam entschieden: Wer soll alles mitkommen, Pizza oder Sushi, noch was trinken gehen oder ab nach Hause, … Oft genug kommt es vor, dass du dich der Mehrheit beugst. Oder deiner Begleitung einen Gefallen tun willst. Oder deine eigenen Wünsche gar nicht erst äußerst, weil du Angst hast, sonst als Spielverderber zu gelten.
Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen du in Gesellschaft anderer Menschen mit deinen introvertierten Bedürfnissen alleine dastehst. Dann musst du deine Grenzen überschreiten, dich der Überstimulation aussetzen und noch gute Miene zum energiefressenden Spiel machen. Du willst den anderen ja nicht den Spaß verderben. Aber für dich selbst ist der Spaß vorbei und die Kraftreserven müssen angezapft werden.
Alleine passiert dir das nicht. Du kennst deine Grenzen und kannst dich ganz nach ihnen richten. Du brauchst dich an niemanden anpassen. Du entscheidest, was passiert, was du essen willst, und wann es Zeit ist, nach Hause zu gehen. Oder länger zu bleiben, weil du dich einfach nur gut fühlst.
Alles geht schneller und einfacher.
Wenn du schon mal in Disneyland warst, kennst du vielleicht die „single rider line“. Das heißt, du musst dich nicht in die langen Schlangen vor den Fahrgeschäften stellen, sondern rutscht schnell dazwischen, wenn es einzelne freie Plätze gibt.
Okay, du wirst nicht so oft alleine ins Disneyland fahren. Aber das Prinzip gilt auch an vielen anderen Orten: Es ist z.B. oft einfacher, einen kleinen Tisch in einem vollen Restaurant zu ergattern, als einen für mehr als zwei Personen. Bei vielen Ausstellungen, Erlebnisangeboten usw., bei denen man lange anstehen muss um reinzukommen, werden Einzelpersonen oft schneller durchgelassen. Du musst im Gedränge eines Volksfestes auch nicht aufpassen, deine Begleiter zu verlieren, und kannst dich ganz stressfrei von der Menge treiben lassen.
Alleine bist du schneller unterwegs und schaffst mehr in weniger Zeit. Und vor allem machst du nur das, was du willst. In einer Ausstellung oder auf einem Markt schaust du dir nur das an, was dich interessiert, und gehst am Rest einfach vorbei.
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Du lernst dich selbst wieder ein Stück mehr kennen.
Du wirst nicht von den Gesprächen mit deinen Freunden abgelenkt und kannst dich ganz auf dein Erlebnis konzentrieren. Du hast Gelegenheit, dich selbst zu beobachten, wie die neuen Erfahrungen auf dich wirken, wie du dich dabei fühlst, was dir gefällt und was du nicht noch einmal wiederholen möchtest. Mit jeder neuen Erfahrung lernst du dich selbst wieder ein Stück mehr kennen.
Du hast sozusagen ein Date mit dir selbst. Die Selbsterkenntnisse geben deinem Selbstbewusstsein einen ordentlichen Schubs nach oben. Du erkennst, dass du ganz unabhängig von anderen dein Leben genießen kannst.
Es ist für Introvertierte immer wieder ein Abenteuer, alleine in die Welt hinauszugehen, und kann anfangs ganz schön viel Überwindung kosten. Die Welt empfängt Intros nicht gerade mit offenen Armen. Aber es lohnt sich, die Zweifel einmal Zweifel sein zu lassen und es zu versuchen. Du kannst nur gewinnen – mindestens neue Erfahrungen und bestenfalls wunderbare Erlebnisse! Je öfter du es versuchst, desto leichter wird es mit der Zeit werden – wie immer im Leben.
Der nächste Schritt wäre dann, alleine zu verreisen 😉!
Unternimmst du manchmal etwas alleine? Wie geht es dir dabei, wie sind deine Erfahrungen? Ich würde mich freuen, wenn du mir in den Kommentaren davon erzählst!
Alles Liebe
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