Lange Jahre meines Lebens war ich unglücklich und unzufrieden mit mir. Ich hatte oft das Gefühl, nicht richtig in diese Welt zu passen, anders zu sein als die anderen. Ich war gerne für mich, hatte keine Lieblingsmusik und tat mich schwer, mit Freunden oder Fremden über Belangloses zu plaudern.
Ich wollte kein Außenseiter zu sein und versuchte mich anzupassen. Ich ging auf Partys, obwohl ich mich schon bei dem Gedanken, mir die Nacht bei lauter Musik und stundenlangem Smalltalk um die Ohren schlagen zu müssen, erschöpft fühlte. Ich hatte lange Gespräche mit netten Leuten, auch wenn mir mehr nach Ruhe und Lesen zumute war. Ich hörte die angesagte Musik, um mitreden zu können, und fühlte mich wohler, wenn es wieder still war.
Es war anstrengend und kraftraubend, ständig das zu tun, was andere von mir erwarteten oder ich dachte, dass sie es von mir erwarten würden. Ich wollte dazugehören, meine Freunde nicht verlieren und mich so verhalten, wie ich die anderen erlebte.
Erst als ich schon erwachsen war und mir häufiger Menschen begegneten, die gar nicht so anderes waren und ähnlich dachten wie ich, begann ich, mich mit Persönlichkeitsmerkmalen und Charaktereigenschaften zu beschäftigen. Ich las viel und lernte mehr darüber, dass es laute und leise Menschen gibt. Was für eine Erkenntnis! Plötzlich war ich nicht mehr anders, sondern ganz normal. Ich wusste es vorher nur nicht!
Kein Wunder, denn in unserer Gesellschaft bestimmen die lauten Menschen, wie wir miteinander kommunizieren, was als Stärke bzw. gute Charaktereigenschaft anerkannt wird und wie wir erfolgreich werden.
Unsere Welt ist laut und schnell. Schon als Kinder lernen wir, dass extravertierte Charaktereigenschaften besser, wertvoller und erfolgreicher sind als introvertierte. Im Schulunterricht wird die mündliche Beteiligung am Unterricht höher bewertet als die schriftliche Note. Im Sportverein trainieren wir in Gruppen, und wer sich bei sozialen Veranstaltungen wie Vereinsfesten nicht blicken lässt, ist schnell Außenseiter.
Im Berufsleben geht es so weiter: Erfolgreich sind die, die in Meetings ihre Meinung vertreten, sich gut zu vernetzen wissen und mit ihren Erfolgen prahlen. Wenn wir uns abends erschöpft aufs Sofa plumpsen lassen, strahlen uns im Fernsehen und in den Sozialen Medien Menschen an, die sich gerne präsentieren. Währenddessen gehen unsere Freunde aus und mischen sich unters Volk.
Es gibt viele Menschen, die diese Anforderungen nicht erfüllen können oder wollen. Die sich unwohl fühlen, wenn sie vor vielen Menschen sprechen sollen, sei es in der Schule, bei Vorträgen oder sogar im Freundeskreis. Menschen, die Veranstaltungen mit vielen Fremden als sehr anstrengend empfinden. Die es genießen, für sich zu sein, vielleicht ein gutes Buch zu lesen oder abends einfach nur den Tag Revue passieren zu lassen. Solche Menschen wie mich!
Wenn du beim Lesen der letzten Absätze innerlich genickt hast, lies gerne weiter. Ich zeige dir, was es bedeutet, introvertiert zu sein. Du kannst für dich herausfinden, ob du dich auch zu den leisen Leuten, den Introvertierten, zählst.
Welche Temperatur hast du?
Es gibt nicht DEN Extravertierten oder DEN Introvertierten. Jeder von uns trägt Charaktereigenschaften von beiden Seiten in sich. Die Frage ist, zu welcher Seite du eher tendierst und wie ausgeprägt diese Tendenz bei dir ist.
Du kannst dir das vorstellen wie ein inneres Thermometer, das Temperaturen von -50 Grad bis +50 Grad anzeigt. Nehmen wir an, dass der Minusbereich deine introvertierte Dimension symbolisiert, der Plusbereich die extravertierte Dimension. (Das soll natürlich nicht heißen, dass Introvertierte kühl bzw. kalt sind und Extravertierte warm bzw. heiß. Minus hat hier auch nichts mit schlecht und Plus nichts mit gut zu tun. Es ist nur ein Bild ohne jegliche Wertung.)
Je stärker du dich im Minusbereich bewegst, desto stärker ist deine introvertierte Seite ausgeprägt. Der Plusbereich entspricht der extravertierte Seite. Die Mitte, also der Nullpunkt, stellt den Bereich dar, in dem beide Seiten gleich stark ausgeprägt sind (man nennt dies übrigens ambivertiert). Die meisten Menschen bewegen sich irgendwo um den Nullpunkt herum, aber mit einer eindeutigen Tendenz in den Minus- oder Plusbereich.
Dein Temperaturbereich, also die Ausprägung deiner introvertierten und extrovertierten Persönlichkeitsanteile, ist deine Komfortzone. Hier fühlst du dich wohl und sicher.
Zehn häufige Eigenschaften von Introvertierten
Die folgenden zehn Eigenschaften verraten dir, ob du zu den eher introvertierten Menschen gehörst. Du musst nicht alle Eigenschaften in dir wiederfinden (denke an die Temperaturskala!), aber wenn du den meisten Aussagen zustimmen kannst, gehörst du zu uns:
1. Du verspürst häufig ein Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe.
Introvertierte verarbeiten Sinneseindrücke intensiver und damit auch langsamer als Extravertierte. Dadurch bist du schneller erschöpft und brauchst früher eine Auszeit, um deinen Kopf arbeiten zu lassen. Wenn viele Sinneseindrücke auf dich einprasseln, z.B. viele Bilder, laute Musik oder insgesamt ein hoher Geräuschpegel, wirkt diese Stimulation deiner Sinne energieraubend.
Wenn zu viele Sinnesreize von außen kommen, führt dies früher als bei Extravertierten zu einer Überstimulation. Dann verlangt dein Kopf eine Pause, um den überfüllten Arbeitsspeicher nach und nach abzubauen. Hinzu kommt, dass dein Innenleben sehr intensiv ist und ebenfalls viel Energie beansprucht. Diese innere Stimulation schaffst du dir z. B. beim Lesen, Filme schauen, Reflektieren von Erlebnissen oder Analysieren von Gesprächen selbst.
2. Dein Freundeskreis ist eher klein, aber dafür intensiv.
Du liebst intensive Gespräch unter vier Augen oder in einem kleinen, vertrauten Kreis. Oberflächlicher Smalltalk zum Netzwerken ist überhaupt nicht dein Ding und raubt dir wahnsinnig viel Energie. Das heißt aber nicht, dass du nicht gerne unter Menschen bist. Je nach individueller Komfortzone brauchst du soziale Kontakte genauso wie alle andere auch.
Du ermüdest aber schneller in Gesellschaft und brauchst mehr Zeit für dich allein. Dieses Bedürfnis wird besonders von extravertierten Freunden oft als Desinteresse oder Schüchternheit missverstanden. Über deine Gedanken und Gefühle sprichst du nur zögerlich und wenn das Vertrauen zu deinem Gesprächspartner groß genug ist. Über deine Interessen und Hobbys könntest du dich dagegen stundenlang austauschen, auch mit fremden Personen.
3. Du kannst gut und lange zuhören.
Da dein Mitteilungsbedürfnis nicht so groß ist, bist du dankbar, wenn andere erzählen und du ihnen zuhören darfst. Wenn das Gesprächsthema dich interessiert, hörst du nicht nur zu, sondern analysierst in deinem Inneren bereits das, was du hörst. Du vergleichst es mit deinen persönlichen Werten, Erfahrungen und Meinungen und stellst Zusammenhänge zu anderen Themen her. Diese Gedanken teilst du mit deinem Gesprächspartner, indem du Fragen stellst oder etwas ergänzt. Du wirst daher als gute*r Zuhörer*in von deinem Umfeld wahrgenommen und man fragt dich gerne nach deiner Meinung. (Noch ausführlichere Infos zu deiner Stärke als guter Zuhörer bekommst du in diesem Artikel.)
4. Du kannst dich schriftlich besser ausdrücken als mündlich.
Schreiben ist deine bevorzugte Kommunikationsform. Du schreibst lieber eine Nachricht oder Email als etwas telefonisch zu klären. Beim Schreiben kannst du deine Gedanken in Ruhe sortieren und Sätze so formulieren, dass sie deinen Standpunkt am besten zum Ausdruck bringen. Aufgrund deiner tiefschürfenden Gedankenwelt schreibst du gerne und viel, ob Tagebuch, Geschichten, Briefe, Artikel oder anderes. Dein angesammeltes Wissen hältst du gerne schriftlich fest.
5. Du neigst zu Perfektionismus und Selbstkritik.
Als Introvertierte/r bist du sehr kritisch mit dir selbst. Ständig kommen dir Zweifel, ob deine Arbeitsqualität gut genug ist, ob du deinen Freunden oft genug hilfreich zur Seite stehst, ob du deine Kinder richtig erziehst und so weiter.
Im Arbeitsleben führt diese Selbstkritik dazu, dass du dich „unter Wert“ verkaufst und dich unwohl fühlst bei dem Gedanken, mehr Geld verlangen zu wollen. Mit deiner Arbeitsqualität bist du nie zu 100 % zufrieden.
Wenn du ein neues Projekt startest, egal ob beruflich oder privat, recherchierst du lange und ausführlich, um alles richtig und „perfekt“ machen zu können. Trotzdem denkst du ständig, dass andere viel besser sind als du.
6. Du kannst dich ganz in einer Beschäftigung verlieren.
Wenn du dich für ein Thema interessierst, kniest du dich voll rein. Du sammelst alle Informationen, die du zu deinem Thema kriegen kannst und versinkst in deine Arbeit. So kannst du dich sehr lange auf eine Sache konzentrieren.
Aber es bleibt meistens nicht bei einem Thema: Deine Interessensgebiete sind weit gestreut, und wenn du mehr Zeit hättest, würdest du dich in noch viel mehr Themen reinarbeiten. Aus diesem Grund haben Introvertierte häufig eine gute Allgemeinbildung oder sind Experten für ein Thema.
Deine tiefgreifende Sinnesverarbeitung kommt dem Bedürfnis nach Wissen entgegen, kostet aber auch Energie. Darum brauchst du nach langer Kopfarbeit ebenso Zeit zum Erholen wie nach intensiven äußeren Eindrücken.
7. Du hast viel Empathie.
Wenn deine Freunde dir von schönen oder traurigen Erlebnissen, ihren Gefühlen und Gedanken erzählen, kannst du dich gut in sie hineinversetzen und mitfühlen. Hier kommt dir wieder deine intensive Verarbeitung und Analyse von Eindrücken zugute, wie schon beim Zuhören (siehe Punkt 3): Du gleichst das Erzählte mit deinen eigenen Einstellungen und Erfahrungen ab und kannst Zusammenhänge herstellen, die dir ein intensives Mitfühlen ermöglichen.
8. Du bist zufrieden und glücklich mit dir selbst.
Dieser Punkt ist mehr ein Weg als ein Zustand. Ich meine damit, dass du unabhängiger als Extravertierte von äußeren Umständen und anderen Personen bist. Du kannst dich gut mit dir selbst beschäftigen und genießt Zeiten für dich allein.
In deinem Inneren spielt sich genug ab, das dich beschäftigt: Gedanken, Gefühle, Pläne. Du brauchst nicht ständig andere Menschen in der Nähe, den Austausch mit ihnen oder andere äußere Reize, um dich wohl zu fühlen, dich nicht zu langweilen oder Glück zu empfinden. Du erzeugst dein Glück aus dir selbst heraus.
Doch dies herauszufinden, ist ein Prozess, ein Weg, den du gehen musst. Ich war lange Jahre unglücklich mit mir selbst, weil ich dachte, dass ich anders sein müsste, extravertierter. Erst als ich anfing, mich mit Introversion näher zu beschäftigen, habe ich verstanden, dass ich genau so richtig bin wie ich bin. Ich möchte heute auch gar nicht mehr anders sein.
9. Du denkst nach, bevor du sprichst.
Ich habe es oft erlebt, dass Menschen ungeduldig wurden, wenn ich keine spontane Antwort auf ihre Fragen hatte und ihnen meine „Bedenkzeit“ schon nach wenigen Sekunden zu lang wurde.
Wie gesagt, verarbeiten wir Informationen in unseren Köpfen intensiver und damit langsamer als Extravertierte. Wir vergleichen, wägen ab, bewerten und formulieren schließlich unsere Sätze, bevor wir sie aussprechen. Das alles passiert größtenteils unterbewusst und im Vergleich zu unserem Bewusstsein rasend schnell, aber es dauert dennoch Sekundenbruchteile länger, in denen Extros schon längst ihre Gedanken auf der Zunge haben.
Langsameres Sprechen und Antworten hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Im Gegenteil, das, was du sagst, hat durch deine inneren Prozesse oft mehr Qualität und Substanz.
Bist du bereit, Selbstzweifel hinter dir zu lassen und stolz auf deine introvertierte Persönlichkeit zu sein?
Trage dich für die Intro-Inspirationen ein und erhalte ca. 1x im Monat meine Gedanken mit Tiefgang rund um unser Persönlichkeitsmerkmal, kleine Geschichten und praktische Intro-Alltagstipps – exklusiv für meine Leserinnen und Leser. Über 400 Introvertierte und Interessierte sind bereits dabei!
Mein Willkommensgeschenk an dich: das Mini-Ebook „Energievampire und Energieoasen – Intro-Tipps für einen ausgeglichenen Alltag“!
Lese solange mit wie du möchtest. Ganz kostenlos. Abmeldung jederzeit möglich. Klick hier und trage dich jetzt ein:
10. Deine Freunde bezeichnen dich als ruhigen und eher stillen Menschen.
Wenn du die neun Punkte davor gelesen hast, ist dieser letzte Punkt keine Überraschung mehr. Wir brauchen Ruhephasen für unser Wohlbefinden, hören gerne zu und denken nach, bevor wir etwas sagen. (Auch interessant: Deine Intro-Stärke: Innere Ruhe)
Die Gehirne von Extravertierten funktionieren anders. Daher können sie nicht nachvollziehen, was in einem Intro-Gehirn los ist, und begegnen uns oft mit Unverständnis und Skepsis. Sie halten uns vielleicht sogar für arrogant, weil sie unsere Stille und Zurückhaltung nicht verstehen.
Auf der anderen Seite sind sie aber auch häufig dankbar für die Ruhe, die wir ausstrahlen und damit ihrem lebhafteren Gemüt die Pausen schenken, die sie sich selbst nicht geben. Nicht umsonst ziehen sich laute und leise Menschen gegenseitig an, weil sie sich so perfekt ergänzen.
Kenne deine Bedürfnisse!
Wenn du dir immer noch nicht sicher bist, ob du zu den introvertierten Menschen zählst, hilft dir folgende Frage:
Wann kann ich meine Energiereserven am besten aufladen?
Wenn deine Antwort lautet, dass du am besten an ruhigen Tagen und alleine regenerierst, bist du eher introvertiert.
Wenn deine Antwort lautet, dass du unter Freunden oder bei (geselligen) Aktivitäten am besten neue Energien sammelst, bist du eher extravertiert.
Alle Menschen haben Eigenschaften von beiden Seiten in sich, in unterschiedlichen Ausprägungen.
Ob du die introvertierten oder extravertierten Anteile deiner Persönlichkeit zeigst, ist auch situations- und tagesformabhängig. In einem Kreis mit engen, vertrauten Freunden erzählst du vielleicht gerne und offener als unter fremden Menschen, und es gibt Tage, an denen dir so richtig nach Party machen zumute ist, und Tage, an denen du niemanden sehen willst, weil du ausführlich mit dir selbst beschäftigt bist.
Schwierig wird es erst, wenn wir unsere Temperatur-Komfortzone dauerhaft verlassen (wollen oder müssen). Wir sind soziale Wesen und streben danach, uns der Gruppe, in der wir uns bewegen, anzupassen. Das passiert ohne bewusste Steuerung im Unterbewusstsein. Wir wollen Teil unserer Gruppe sein, also passen wir uns an. Dies kostet uns viel Kraft, wenn wir dadurch gegen unsere Natur handeln. Langfristig kann es uns sogar gesundheitlich schaden.
Daher ist es wichtig, dass wir unsere Bedürfnisse kennen und nach ihnen handeln. Unsere introvertierte und extravertierte Dimension ist genetisch bestimmt, wir können uns nicht dauerhaft „umprogrammieren“. Wir können uns zwar bestimmte extravertierte Verhaltensweisen antrainieren, aber wir müssen immer genügend Ausgleich einplanen, um unseren introvertierten Bedürfnissen gerecht zu werden, die nun einmal unserem individuellen Wesen entsprechen.
Hast du dich als introvertierter Mensch wiedererkannt? (Hier kannst du es testen!) Welche Eigenschaften sind bei dir besonders stark ausgeprägt? Wie viel oder wenig Extraversion bringst du mit? Schreib mir gerne deine Gedanken in die Kommentare.
Noch mehr typische Eigenschaften von Intros und Extros habe ich hier gesammelt. Möchtest du etwas über die unsichtbaren Stärken von Intros erfahren? Lies Teil 1 und Teil 2 meiner Intro-Stärken-Artikel.
Alles Liebe
Ulli Rubehn
Kommentar: Warum zählen sich Introvertierte sich so leicht zu den „Zweitklassigen“?
Oft ist Nachdenken und dann was Kluges zu sagen besser, als ohne nachzudenken Unsinn zu produzieren.
Unsere Welt ist leider auf dem Trip, dass die schnelle Reaktion eben nicht nur zuerst da ist sondern auch als die vermeintlich wichtigere wahrgenommen wird.
Ist aber meistens falsch.
Lena
Hallo Ulli,
ja das sehe ich auch so. Das ist auch das, was ich in meinem Blog vermitteln will!
Liebe Grüße
Lena
David Goebel
Wie wunderschön, dieser Artikel. Ich weiß ja schon länger, dass ich introvertiert bin. Kann mich aber auch noch an die Zeit vorher erinnern, als ich dachte, mit mir stimmt etwas nicht. Bzw. warum kommen die Anderen so viel schneller voran.
Deine 10 Kriterien sind ein guter Start, um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen.
SinnSTIFTende Grüße,
David
Lena
Danke für die Blumen, David! Ja, ich hoffe, ich kann ein paar unglücklichen Intros helfen, sich selbst besser kennenzulernen.
Liebe Grüße
Lena
anke
Hallo Lena
Danke für diese Page!
Mich würde interessieren ob es eine Korrelation oder sogar eine Kausalität von Introversion und ADS gibt?
Introversion wird mMn im Bildungssystem viel zu wenig berücksichtigt.
Liebe Grüße
Anke
Lena
Liebe Anke,
ich kenne mich mit ADS nicht so gut aus. Mir ist auch nicht bekannt, ob Menschen mit ADS besonders häufig introvertiert sind. Meine Vermutung ist: Es gibt keine Korrelation. Im Gegenteil: Introvertierte sind häufig gut darin, sind länger auf eine Sache zu konzentrieren und fokussiert arbeiten zu können. Das spricht gerade nicht für ein Aufmerksamkeitsdefizit.
Manchmal können Symptome von psychischen Störungen und „normale“ Charaktereigenschaften auch ganz ähnlich aussehen. Das führt dann zu Verwechselungen oder Vermutung von Zusammenhängen. So wie Schüchternheit oder soziale Phobie nicht mit Introversion zusammenhängen, obwohl für beiden Gruppen charakteristisch ist, dass sie sich gerne zurückziehen oder in Gruppen oft still bleiben. Die Gründe für das Verhalten sind jedoch unterschiedlich.
Ich bin auch der Meinung, dass man introvertierte Kinder viel besser fördern könnte. Heute müssen eben immer noch alle irgendwie ins System passen, egal wie sie veranlagt sind. Da geht viel Potenzial verloren!
Liebe Grüße
Lena