Verändere dich – und bleibe du selbst

Veränderungen im Leben können hart sein. Verdammt hart, wenn sie unerwünscht und unvorbereitet in unser Leben einfallen. Aber auch aufregend und energiespendend, wenn sie erwünscht und erstrebt sind. Die große Kunst ist es, die Veränderungen anzunehmen und trotzdem den eigenen Bedürfnissen und Wünschen treu zu bleiben.

Deine Rolle verändert sich

Wenn sich etwas in deinem Leben verändert, dann verändert sich die Rolle, die du bisher im Leben eingenommen hast. Eine Frau nimmt die Rolle der Ehefrau ein, wenn sie heiratet. Später kommt vielleicht die Mutterrolle hinzu. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, fällt die Mutterrolle wieder weg. Bei einem Jobwechsel verändert sich die berufliche Rolle z.B. durch eine andere Position, ein neues Aufgabenfeld, andere Kollegen.

Wir identifizieren uns mit den Rollen, die wir im Leben einnehmen, die uns definieren. Wenn eine unserer wichtigsten Rollen wegfällt, kann es zu einer Identitätskrise kommen. Wir wissen nicht mehr, wie wir uns definieren sollen, und kennen die neue Rolle, die wir einnehmen wollen oder müssen, noch nicht.

Das macht uns Angst und hindert uns oft daran, notwendige Veränderungen anzunehmen. Als Introvertierte haben wir ein hohes Sicherheitsbedürfnis und tun uns oft besonders schwer mit Veränderungen im Leben.

Neben den vielen Rollen, die ich in meinem Leben bereits gespielt habe oder auch noch spiele, war mir die Rolle als Reiterin und später Pferdebesitzerin eine der wichtigsten. Pferde gehören für mich seit der Kindheit zu meinem Leben, waren immer mein größtes Hobby. Die Versorgung und Ausbildung eines eigenen jungen Pferdes nahm lange Zeit viel Platz in meinem Leben ein. Und ich war wahnsinnig stolz auf jedes erreichte Ziel, jedes gelöste Problem.

Eines Tages entschied ich mich, mein Pferd zu verkaufen. Obwohl es wie ein Familienmitglied war und wir es alle in unsere Herzen geschlossen hatten. Verschiedene Gründe sprachen dafür, und innerlich wusste ich, dass es so sein musste. Ich hatte das Gefühl, die richtige Entscheidung für mich und mein Pferd zu treffen.

Meine Rolle als Pferdebesitzerin fiel von einem Tag auf den anderen weg. Ich hatte mir Zeit für meine Entscheidung genommen und war darauf vorbereitet, aber trotzdem: Es kommt der Tag, an dem das Pferd abgeholt wird. Und das war der Tag, an dem ich plötzlich keine Pferdebesitzerin mehr war. Keine Verantwortung mehr jfür Pflege, Fütterung, Hufschmied, Impfungen, Reitunterricht usw.

Die Rolle, die nun wegfiel, hinterließ eine Leere in mir. Ja, es war so, als hätte ich einen Teil meiner Identität mitverkauft. Dieser Teil war einfach weg. Mir fehlten die Routinen im Stall, die Kontakte zu den anderen Pferdebesitzern und Pferden, die gemeinsamen Ausritte. Was konnte dieses Loch füllen? Ich wurde von Freunden und Familie gefragt: Was machst du denn jetzt, anstatt in den Stall zu fahren? Ich fühlte mich leer und uninteressant.

Ich hatte mich lange Jahre mit meiner Rolle als Pferdemensch identifiziert. Doch was war ich jetzt?

Eine neue Sichtweise

Eines Tages las ich etwas, das ich auf mein Identitätsproblem anwenden konnte, was meinen Blick auf mich selbst veränderte. Angepasst auf mich lautete es:

„Ich bin keine Pferdebesitzerin. Ich bin eine Person, die ein Pferd hat. Wenn das Pferd weg ist, bin ich immer noch die Person.“

Mit anderen Worten: Statt mich als Pferdebesitzerin zu sehen, sollte ich mich besser mit den Eigenschaften, Fähigkeiten und Qualitäten identifizieren, die mich als Pferdebesitzerin erfolgreich und stolz gemacht hatten.

Die Eigenschaften und Fähigkeiten, die ich bei meinem Pferd eingesetzt und weiterentwickelt hatte, waren: Einfühlungsvermögen, Geduld, Beharrlichkeit, Ruhe. Diese Eigenschaften fielen nicht weg, sie blieben mir! Und ich kann sie für jede neue Rolle, die ich in meinem Leben einnehmen werde, einsetzen.

Wenn du eine Veränderung in deinem Leben vornimmst oder durchstehen musst, dann kannst du diese Sichtweise für dich nutzen. Finde heraus, was deine alte Rolle ausgemacht hat und welche Talente und Fähigkeiten du für sie eingesetzt hast (vielleicht waren dir diese vorher gar nicht bewusst). Du kannst so leichter deine Veränderung im Leben annehmen. Die Angst vor der Leere verschwindet. Denn in Wahrheit ist es gar keine Leere, sondern ein Bündel an Eigenschaften, die du für deine alte Rolle genutzt hast, und die nun für eine neue Rolle in deinem Leben zur Verfügung stehen.

Veränderungen sind eine große Chance, dich selbst besser kennenzulernen und deine verborgenen Talente zu entdecken. Probiere aus, wo du diese am besten einsetzen kannst. Das muss nicht heute oder morgen passieren. Lass dich inspirieren – du wirst deine neuen Möglichkeiten und Chancen entdecken.

Hast du auch eine persönliche Veränderung durchgemacht, die dich sehr beschäftigt hat? Wie bist du damit umgegangen? Wenn du sie erzählen magst, schreibe sie gerne in die Kommentare oder mir persönlich.

Alles Liebe

Lena