- Welche typisch introvertierten Eigenschaften dich zu einer guten Führungspersönlichkeit machen
- 1. Alphatiere haben eine eigene Meinung.
- 2. Alphatiere sind unabhängig. Sie können und wollen Zeit alleine verbringen.
- 3. Alphatiere prüfen, was sie glauben können und was nicht.
- 4. Alphatiere bleiben gelassen und verfügen über innere Ruhe.
- 5. Alphatiere können Nein sagen.
- 6. Alphatiere unterstützen andere dabei, besser zu werden.
- 7. Alphatiere hassen Smalltalk.
- Intro-Stärken nutzen
Welche typisch introvertierten Eigenschaften dich zu einer guten Führungspersönlichkeit machen
Der Begriff „Alphatier“ ist dem Tierreich entnommen. In Tiergruppen gibt es dominante Männchen und Weibchen, die eine Führungsrolle einnehmen und denen die Gruppe vertraut und folgt. Das sind die Alphatiere. Bei Menschen werden ebenfalls diejenigen so genannt, die eine Gruppe anderer Menschen führen. Und zwar nicht nur, weil sie eine entsprechende Position im Job haben, sondern weil sie diese Führungsrolle bewusst aufgrund ihrer Persönlichkeit einnehmen.
Als introvertierter Mensch ein Alphatier sein? Das scheint sich im ersten Moment zu widersprechen. Den Begriff „Alphatier“ verbinden wir mit einer dominanten, selbstbewussten Persönlichkeit, die eine Führungsrolle ausübt, Entscheidungen trifft und andere Menschen anleitet. Und Introvertierte? Da hat man eher das Bild eines ruhigen, zurückhaltenden Beobachters im Kopf. Nicht jemand, der sich vor eine Gruppe stellt und laut ruft: „Alle mir nach!“
Zurückhaltung und Besonnenheit sind tatsächlich wichtige Stärken von introvertierten Menschen und haben nicht unbedingt was mit fehlendem Selbstbewusstsein zu tun. Manchmal kann ein Mangel an Selbstbewusstsein der Grund für Zurückhaltung sein.
Du kannst dir selbst aber auch „bewusst sein“ und bewusst entscheiden, lieber abzuwarten als vorzupreschen. Du kannst dich dafür entscheiden, in einem Meeting im Job erst einmal die Meinungen und Argumente der anderen anzuhören, gegeneinander abzuwägen und zu vergleichen. Um dann später deine gut durchdachte Meinung zu äußern und Ideen für Problemlösungen zu präsentieren. Du kannst dich dafür entscheiden, deine Freunde plaudern zu lassen und selbst in einer Zuhörerrolle zu bleiben, um deine Energiereserven zu schonen. Du hast für dich gute Gründe dich so zu verhalten, wie du es tust. Wenn du dich bewusst und voller Überzeugung für dein Verhalten entscheidest, hast du Selbst-Bewusstsein.
Bei Menschen, denen wir die Bezeichnung „Alphatier“ geben, ist ein starkes Selbstbewusstsein deutlich zu spüren. Sie nehmen ihre Führungsrolle offen ein und verhalten sich entsprechend. Manchmal verbinden wir mit einem „Alphatier“ auch negative Assoziationen, weil es Alphatiere gibt, die ihre Führungsposition mit Druck gegenüber anderen durchsetzen und keine andere Meinung neben ihrer eigenen akzeptieren.
Aber zu einem echten Alphatier gehört mehr als nur der „Anführer“ zu sein. Ein Alphatier ist jemand, dem die anderen vertrauen und sich seiner Führung gerne anschließen. Es sind unabhängige Persönlichkeiten, die ihre eigene Meinung vertreten können, ohne mit der Masse mitzuschwimmen. Und die aus diesem Grund andere Menschen inspirieren können.
Schauen wir uns einige Eigenschaften von Alphatieren doch einmal genauer an – und stellen fest, dass vieles davon auch im Charakter von introvertierten Persönlichkeiten steckt:
1. Alphatiere haben eine eigene Meinung.
Introvertierte Menschen in der Regel auch. Als Intro denkst du viel nach, betrachtest Situationen aus verschiedenen Perspektiven, du vergleichst Argumente für oder gegen ein Thema, versetzt dich in die Lage deines Gegenübers und wägst alles gegeneinander ab. So entwickelst du deine persönliche Meinung, egal ob es um politische Entwicklungen, persönliche Konflikte oder um die Frage geht, wie man die beste Kürbissuppe kocht.
Du äußerst deine eigene Meinung nur nicht immer laut. Und das macht es für deine Mitmenschen schwierig zu erkennen, dass du eine hast. Aber du bist innerlich von deiner Meinung überzeugt, schließlich hast du sie ausführlich durchdacht, und handelst in der Regel auch danach.
Wenn du das Alphatier in dir stärken willst, dann übe, deine Meinung der Welt mitzuteilen. Beziehe deine Position. Im Büro, in der Familie, im Freundeskreis, im Sportverein. Fang bei kleinen, eher unwichtigen Themen damit an, um Sicherheit zu gewinnen. Lass dich nicht von anderen Meinungen umstimmen. Du hast genug Argumente gesammelt, die deine Sichtweise unterstützen. Bleibe bei deiner Meinung, auch wenn andere versuchen, dich umzustimmen oder sie als falsch herunterputzen.
Dabei verlässt du deine sichere Komfortzone. Dir bläst vielleicht ein leichter oder auch scharfer Gegenwind ins Gesicht. Halte ihn aus. Bleib bei dir und deiner Meinung. Auch wenn dein Gegenüber sie zunächst nicht akzeptiert, so wird er doch unbewusst Respekt vor dir entwickeln – und dich als starke Persönlichkeit wahrnehmen.
Wenn wir es nicht gewohnt sind, Position zu beziehen und dazu zu stehen, macht uns die mögliche Kritik der anderen zunächst Angst. Darum solltest du dich in kleinen Schritten vorwagen und es zunächst in vertrauter Umgebung und bei Themen, die dir sehr wichtig sind, üben. Du kannst das, denn als Intro bist du perfekt darin, dich innerlich vorzubereiten.
Wenn du dich zu Wort meldest, hast du deine Position bereits gründlich durchdacht und wählst deine Worte bewusst aus. Und du hast ein Gefühl für die richtige Situation, in der deine Meinung gefragt ist. Nutze diese Stärken!
2. Alphatiere sind unabhängig. Sie können und wollen Zeit alleine verbringen.
Als Introvertierter brauchst du regelmäßige Auszeiten für dich allein, um dich von der Welt auszuruhen, Energiereserven aufzuladen und um dich deiner inneren Welt widmen zu können. Du nutzt diese Zeiten, um konzentriert zu arbeiten, kreativen Projekten nachzugehen, beim Lesen in fremde Welten einzutauchen oder einfach zum Regenerieren in der Hängematte.
Alltägliche Aufgaben langweilen dich. Du blühst auf, wenn du deinem Kopf eine neue Aufgabe geben kannst, etwas Interessantes liest und lernst.
Genauso wie Alphatiere brauchen introvertierte Menschen wenig Anerkennung von anderen. Sie sind mit sich selbst zufrieden, langweilen sich nie, denn es gibt immer etwas, mit dem sie sich (und sei es nur in Gedanken) beschäftigen können. Sie können sich selbst motivieren, ein neues Hobby oder Projekt anzufangen oder zu Ende zu bringen, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Sie erkennen selbst, welche Lernschritte sie gemacht haben, und brauchen niemanden, der ihnen dafür applaudiert.
Diese Unabhängigkeit von anderen erfüllt dich und ist eine deiner wichtigsten Stärken. Du brauchst die anderen nicht, um ein zufriedenes Leben zu führen.
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3. Alphatiere prüfen, was sie glauben können und was nicht.
Alphatiere und Introvertierte hinterfragen, was sie sehen, hören oder lesen. Und bilden sich dann ihre eigene Meinung (siehe Punkt 1).
Du weißt, dass lose Zusagen keine Bedeutung haben, da sie oft nicht eingehalten werden oder du zumindest damit rechnen musst, dass sie nicht eingehalten werden. Das bewahrt dich vor Enttäuschungen. Aber aus diesem Grund hältst du sie auch für Zeitverschwendung. Als Intro hast du ein großes Sicherheitsbedürfnis. Es ist dir wichtig, dich mit Menschen zu umgeben, die zuverlässig sind und ihre Versprechen halten, so wie du. Was sollst du mit Leuten anfangen, die alles Mögliche dahersagen, ohne es wirklich ernst zu meinen? Es bringt dich in keiner Weise weiter und raubt dir nur Zeit und Energie.
4. Alphatiere bleiben gelassen und verfügen über innere Ruhe.
Introvertierte kennen in der Regel keine emotionalen Dramen. Das heißt nicht, dass sie absolut gefühlskalt sind. Aber sie schäumen weniger über, sei es vor Wut oder vor Freude oder irgendeiner anderen Emotion. Ihr emotionales Pendel schlägt weniger weit aus als bei extravertierten Menschen. Sie lassen sich von Gefühlen nicht so schnell überwältigen, finden leicht zurück zu einem klaren Kopf. Mit mehr Ruhe können sie emotional Abstand zu einer Situation nehmen. Ihr analytisch und strukturiert arbeitender Verstand hilft dabei, klarer zu sehen.
Ebenso ist es bei Alphatieren.
Wenn Menschen in deinem Umfeld mit ihren Emotionen überfordert sind, ob todunglücklich oder blind vor Liebe oder Enthusiasmus, bist du der gelassene Freund und Zuhörer, der aufpasst, dass sinnvolle Entscheidungen getroffen werden, und der die Sicht auf die Dinge gegebenenfalls geraderücken kann. Innere Ruhe und Gelassenheit sind deine Intro-Stärke, die ebenfalls zu den Führungsqualitäten eines Alphatieres gehört.
5. Alphatiere können Nein sagen.
Ich vermute, dass es – so wie mir – vielen Introvertierten eher schwerfällt, nein zu sagen, eine Bitte abzulehnen oder klar zu äußern, wenn einem was nicht gefällt. Das hat mit unserem hohen Sicherheitsbedürfnis und leicht erregbaren Angstzentrum zu tun. Mit einem Nein riskierst du, vom Gegenüber abgelehnt oder kritisiert zu werden. Um dieser Erfahrung aus dem Weg zu gehen, tendierst du dazu, den Wünschen der anderen zu entsprechen, statt deine eigenen Wünsche in den Vordergrund zu stellen.
Aber gerade in diesem Punkt ist es für uns Intros wichtig, das Alphatier in uns zu stärken. Sonst kriegen wir unser Energieproblem nicht in den Griff. Andere, vor allem viele Menschen, laute Umgebungen, Plaudern und Smalltalk – all das sind Energievampire für uns. Sie saugen die Energie aus uns heraus, bis wir leer sind und die Situation kaum noch ertragen können. Wir versuchen Situationen zu vermeiden, die uns unsere Energie rauben und Überreizungen in uns auslösen – die uns das Gefühl geben, das alles zuviel ist. Wir brauchen regelmäßige Auszeiten für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit, um wieder neue Energien zu sammeln und den vollen Speicher im Kopf abzubauen.
Genau deshalb ist es für uns so wichtig, nein sagen zu können. Es ist Selbstfürsorge. Es ist ein Ja zu uns selbst, zu unseren eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Wir müssen lernen, nein zu sagen, wenn ein Freund uns um einen Gefallen bittet, obwohl wir mit unserem Job und unserer Familie gerade stressige Tage durchmachen. Wir müssen lernen, nein zu sagen, wenn die Kollegen uns überreden wollen, länger auf der Betriebsfeier zu bleiben und noch mitzufeiern, obwohl wir nur noch unsere Ruhe brauchen. Wir müssen lernen, nein zu sagen, wenn die Verwandtschaft ihren Besuch ankündigt, wir uns aber müde und ausgelaugt fühlen.
Stärke dein Alphatier. Lerne, nein zu sagen. Dann wird auch Punkt 1 kein Problem mehr für dich sein.
6. Alphatiere unterstützen andere dabei, besser zu werden.
Introvertierte Menschen sind häufig empathisch. Sie können sich gut in andere hineinversetzen und ihre Gefühle verstehen. Oft können sie diese Gefühle sogar bei sich selbst spüren, wenn sie auch hochsensibel veranlagt sind. Sie verstehen die Situation des anderen und die Probleme, die ihn plagen, oder die Ziele, der er sich gesetzt hat. Alpha- und Intro-Persönlichkeiten verstehen, dass nicht jeder genauso denkt wie sie. Sie spielen nicht ihre Dominanz aus, sondern finden passende Wege, um andere zu unterstützen. Damit schaffen sie Vertrauen. Diese individuelle Anpassung an andere Menschen und Situationen macht ein wahres Alphatier aus.
Wenn du ein empathischer Intro bist (und das sind die meisten), dann kannst du diese Stärke einsetzen, um ein guter Ratgeber für andere zu sein, ohne ihnen deine eigenen Vorstellungen aufzudrängen. Manchmal ist uns diese Stärke nicht richtig bewusst. Intros denken komplex und analytisch – perfekt, um deinem Gegenüber eine neue Sichtweise aufzuzeigen oder kreative Lösungen zu finden, neue Gedanken anzustoßen oder festgefahrene Muster aufzulösen.
Intros sind gut darin, anderen Menschen bei ihren Problemen zu helfen oder ihnen einen entscheidenden Anstoß für ihre persönliche Weiterentwicklung zu geben. Ihre Intro-Stärke als gute Zuhörer unterstützt sie dabei.
7. Alphatiere hassen Smalltalk.
Introvertierte hassen Smalltalk ebenso. Er langweilt sie, denn das Geplauder plätschert nur leicht an der Oberfläche und kommt nicht in die Tiefe, die erst richtig interessant wird. Die Langeweile im Gespräch und die Konzentration, die aufgewendet werden muss, um dem Gespräch trotzdem weiter zu folgen, verbunden mit dem stetigen Geräuschpegel, kostet unglaublich viel Energie.
Alphatieren geht es ähnlich. Statt an der Oberfläche zu schwimmen, fokussieren sie sich gerne auf ein Thema, um dieses in seiner ganzen Tiefe zu betrachten. Alphatiere und Introvertierte lieben es, sich auf eine Sache zu konzentrieren und fühlen sich durch zu viele Eindrücke zur gleichen Zeit gestört und abgelenkt.
Intro-Stärken nutzen
Wie du gelesen hast, haben wir Intros einiges von den Eigenschaften einer Alpha-Persönlichkeit in uns. Es sind die Bilder unserer Gesellschaft, die uns glauben lassen, nur die lauten, dominanten Menschen könnten Führungsrollen einnehmen. Sie haben ihre eigenen Stärken, die sie zu guten Führungspersönlichkeiten werden lassen, aber dafür können ihnen andere Eigenschaften fehlen, wie Vorsicht und Ruhe. Diese Lücke füllen wir Intros perfekt auf.
Extravertierte Menschen mit ihren Eigenschaften sind stark in sozialen Führungsrollen. Aber vergessen wir nicht die Führungsrollen in wissenschaftlichen oder künstlerischen Feldern: Hier können wir unsere typisch introvertierten Stärken ausspielen!
Unser ruhiger Charakter muss uns nicht zwangsweise zu Mitläufern machen. Ganz im Gegenteil. Je mehr wir uns unserer stillen Stärken bewusst werden, desto besser können wir sie in unser Leben integrieren. Uns Aufgaben suchen, in denen wir genau diese Stärken einsetzen können, um andere zu inspirieren, anzuleiten, ihr Vertrauen zu gewinnen und so eine starke Führungsrolle auszuüben. Ganz im Sinne eines Alphatieres.
Nimmst du eine Führungsrolle in deinem Leben ein? Im Job, bei deinen Hobbys, in der Familie? Teile gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren!
Alles Liebe
Lena
Zum Weiterlesen:
Introvertierte und Freundschaft
Deine Intro-Stärke: Innere Ruhe
Hans-Joachim Schneider
oh, oh, oh, als Introvertierter finde ich sehr wenig von mir in diesem Text wieder. Und C.G. Jung würde sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er Introversion in Zusammenhang mit Alphatier lesen würde.
Lena
Hallo Hans-Joachim,
ich behaupte in diesem Artikel nicht, dass alle introvertierten Menschen Führungspersönlichkeiten oder Alphatiere sind (das sind übrigens auch nicht alle Extravertierten) – aber ich will zeigen, dass Introversion Führungsqualitäten nicht ausschließt. Ich sehe in den typischen Stärken der Introvertierten viele Potenziale für Führungsqualitäten. Introvertierte Persönlichkeiten wie Angela Merkel, Bill Gates oder Albert Einstein sind die besten Beispiele.
Leider werden Introvertierte nach wie vor unterschätzt und Extraversion als das erstrebenswerte Ideal gepriesen. Ich versuche ein wenig dazu beizutragen, dass Introversion aus neuen Perspektiven wahrgenommen und wieder mehr wertgeschätzt wird – von den Introvertierten selbst wie von der Gesellschaft insgesamt. Ein zugegeben etwas provokantes Thema wie der Vergleich von Introvertierten und Alphatieren ist dafür sehr hilfreich, denn es fordert nach anfänglicher Skepsis doch dazu heraus, sich einen Moment länger mit dem Gedanken zu beschäftigen.
Liebe Grüße
Lena