Komplimente verteilen und bekommen: Eine wunderschöne Art, miteinander zu kommunizieren. Jemand sagt etwas Schönes über den anderen, beide freuen sich mehr oder weniger darüber, die Beziehung rutscht unmittelbar, wenn auch nur für den Moment, auf eine positive Ebene, und es hallt meistens langfristig bei demjenigen, der das Kompliment empfangen hat, nach.
Warum können wir Komplimente oft nicht gut annehmen?
Warum tun wir uns dann manchmal so schwer mit Komplimenten? Warum können wir sie oft schlecht für uns annehmen? Je nachdem, wer uns ein Kompliment macht oder was der Inhalt des Kompliments ist, wiegeln wir es ab, reden es klein, lassen es gar nicht an uns herankommen oder machen umgehend ein Gegenkompliment, damit wir gar nicht erst im Mittelpunkt des Gespräches stehen müssen. Damit verhindern wir die positiven Effekte dreifach: Die auf uns selbst, die auf den Kompliment-Geber und die auf unsere gegenseitige Beziehung.
Komplimente sind ein starker Indikator dafür, wie unsere innere Haltung zu uns selbst ist. So wie wir mit Komplimenten umgehen, spiegeln wir nach außen, was wir über uns selbst denken.
Du siehst heute gut aus! – Ach, das macht nur das Make-up. (Glaubenssatz: Ich bin nicht schön.)
Ihr Monatsbericht ist sehr gelungen! – Der hat mir aber einige Probleme bereitet. (Glaubenssatz: Ich bin nicht erfolgreich.)
Du kannst stolz darauf sein! – Das war nur Glück. (Glaubenssatz: Ich bin abhängig von äußeren Umständen und kann selbst kaum etwas bewirken.)
Ich finde dich toll. – Danke. (In Gedanken: Das sagt der bestimmt nur so, das ist bestimmt nicht ernst gemeint.)
Kannst du sehen, wie sich das Denken über dich selbst auswirkt? Positive Erfahrungen werden nicht als solche erkannt und angenommen, sondern durch die Brille der Selbstkritik, des Opferdenkens und des geringen Selbstwertgefühls wahrgenommen. Durch deine Reaktion auf ein Kompliment zeigst du anderen, aber vor allem dir selbst, wie du ganz tief in dir über dich selbst denkst.
Damit ist jedes Kompliment eine wunderbare Lektion in Selbstkenntnis für dich!
Beziehungsgestaltung mit Komplimenten
Wenn du einem anderen Menschen ein Kompliment machst, dann verschenkst du etwas sehr Wertvolles: Deine Aufmerksamkeit und deine Wertschätzung – zwei Elemente in der Kommunikation und in Beziehungen, die riesengroße positive Effekte bewirken können! Du zeigst, dass du einen wichtigen Aspekt beim anderen siehst, positiv für dich wahrnimmst und anerkennst. Und dadurch, dass du diese Wahrnehmung mit dem anderen teilst, zeigst du dich großzügig. Indem du jemandem ein Kompliment machst, sagst du also nicht nur etwas Positives über den anderen aus, sondern auch über dich selbst und gestaltest aktiv eure Beziehung zueinander.
Erinnerst du dich an eine Situation, in der du dich durch andere gesehen, gehört, anerkannt und wertgeschätzt gefühlt hast? Was hat das mit dir gemacht? Was hast du gedacht, was hast du gefühlt? Ich wette, es war ein großartiger Moment für dich, in dem du dich stark und so richtig wohl in deiner Haut gefühlt hast. Ein Gefühl, so angenommen zu sein wie du bist, so sein zu dürfen wie du bist, wertvoll und geliebt zu sein.
Wie wäre es, anderen genau dieses Gefühl zu schenken? Indem du ihnen Komplimente machst, die deine Wertschätzung ausdrücken?
Strategien für mehr Komplimente
Wenn du noch ungeübt darin bist, anderen Komplimente zu machen, dann kannst du ganz entspannt mit kleinen, fast unauffälligen Komplimenten beginnen (das Schöne ist, dass sie beim anderen unterbewusst auf jeden Fall eine Wirkung erzielen).
- Bedanke dich (ehrlich) für etwas Konkretes und schau dem anderen dabei in die Augen.
Danke für deine Hilfe bei …! Danke, dass du heute pünktlich bist, das ist mir wichtig! Danke, dass Sie mich heute so nett bedient haben! - Mache ein Kompliment über etwas, das du siehst, beobachtest, hörst, wahrnimmst.
Dein Schal passt toll zu deinem Kleid! Du kannst dem Chef sehr gut deine Meinung vermitteln! - Beziehe dich auf etwas Positives in einer Situation.
Mich hat beeindruckt, wie du eben auf die Kritik reagiert hast! Du bist sehr klar und bestimmt auf den unverschämten Kerl eingegangen!
Wie wäre es, wenn du dir vornimmst, jeden Tag mindestens ein Kompliment zu machen? Deinem Partner, einer Kollegin, vielleicht sogar dem Chef, einem Fremden auf der Straße, der Verkäuferin in der Bäckerei, …
Was hat sich nach einigen Wochen für dich verändert? Erlebst du dich selbst anders? Wie reagieren die Menschen auf dich?
Wenn du selbst Komplimente verteilst, dann verändert das auf lange Sicht deinen Fokus und dein Denken. Du achtest verstärkt darauf, in anderen Menschen etwas Gutes zu entdecken und hast deinen Suchscheinwerfer genau darauf ausgerichtet. Er wird immer fündig werden! So richtest du dein Unterbewusstsein darauf aus, Positives in deinem Umfeld besonders wahrzunehmen. Wenn du ein positiv ausgerichtetes Inneres hast, dann wirkt sich das massiv auf deine Ausstrahlung und deine Wirkung auf andere aus. Beobachte das einmal ganz bewusst aus einer Metaperspektive auf dich selbst!
Für fortgeschrittene Komplimentemacher
Wenn du eine Routine im Verteilen von Komplimenten entwickelt hast und es zu einer Gewohnheit geworden ist, anderen etwas Nettes zu sagen, dann kannst du dich jetzt an die Strategie für Fortgeschrittene wagen.
- Mache Menschen, die dir unsympathisch sind, ein Kompliment. Du kannst hier auch langsam anfangen und dich nach und nach steigern. Wähle am Anfang Menschen aus, die dir zwar unsympathisch, aber nicht wichtig sind oder keine große Rolle in deinem Leben spielen. Fange mit kleinen Komplimenten, zum Beispiel über die Kleidung, an. Nach und nach kannst du dich zu wichtigeren Menschen vorarbeiten – vielleicht ist ein Vorgesetzter besonders unsympathisch? Irgendwann traust du dich bestimmt, so einem Menschen ein richtig großes, persönliches Kompliment zu machen.
Auch hier kannst du beobachten, wie sich die Situation und deine innere Haltung diesem Menschen gegenüber verändert. Lösen sich vielleicht sogar Spannungen, die zwischen euch stehen, auf? - Mache dir selbst regelmäßig Komplimente. Wir selbst sind unsere größten Kritiker. Was finden wir nicht alles an uns peinlich, uncool, nervig, hässlich, dämlich, moralisch fragwürdig usw.? Ich bin mir sicher, dass es dir wie mir geht und du jede Menge aufzählen könntest. Darum steuern wir ab heute mit viel Selbstlob und Komplimenten an uns selbst dagegen! Feiere dich! Für Erfolge, Misserfolge, verteilte Komplimente, einen guten Geschmack bei der Wahl deines Outfits, deine Stille, dein Lachen, dein Weinen, deine Disziplin, deine Unordnung, … Nimm diese Aufgabe gerne mit viel Humor, aber sage dir auch immer wieder ganz ernsthaft, was du an dir selbst gut findest. Ein positives Selbstbild macht das Leben doch viel schöner!
Lies hierzu auch gerne den Artikel „Wähle deine Worte weise“.
Ich hoffe, ich konnte dich dafür begeistern, ab heute mehr Komplimente zu verteilen – an andere, aber vor allem auch an dich selbst. Viel Freude dabei! Und wenn du magst, teile doch gerne deine Erfahrungen, die Reaktionen der Empfänger oder dein Lieblingskompliment mit uns in den Kommentaren!
Alles Liebe
Lena
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