- Vorurteile gegenüber Intros und was dahinter steckt
- Vorurteil #1: Intros sind schüchtern.
- Vorurteil #2: Intros sind zu still.
- Vorurteil #3: Intros sind langweilig.
- Vorurteil #4: Intros sind ungesellig.
- Vorurteil #5: Intros haben wenig Freunde.
- Vorurteil #6: Intros verkriechen sich in ihr Schneckenhaus.
- Vorurteil #7: Intros sind empfindlich und dünnhäutig.
- Vorurteil #8: Intros haben wenig Selbstbewusstsein.
- Vorurteil #9: Intros sind ängstlich.
- Vorurteil #10: Intros sind langsam.
- Vorurteil #11: Intros können sich schlecht entscheiden.
- Vorurteil #12: Intros sind arrogant.
- Vorurteil #13: Intros sind kopflastig.
- Vorurteil #14: Intros scheuen Konflikte.
- Vorurteil #15: Intros sind schlechte Führungskräfte.
- Vorurteil #16: Intros sind schwach.
Ich kann mich noch gutan ein Sommerfest im Sportverein meiner Kinder erinnern. Ich hatte davor ein paar ruhige Tage für mich gehabt, und war gut gerüstet für ein Event mit vielen Menschen, langweiligem Small Talk und laut jolenden Kinderscharen.
Ich wusste, ich würde am Abend fix und fertig auf dem Sofa liegen, aber für die Kinder ist es natürlich eine Pflichtveranstaltung, auf die sie sich schon Wochen vorher gefreut haben. Darum ist es für mich selbstverständlich, meine eigenen Bedürfnisse zurück zu stellen und den Nachmittag mit ihnen auf dem Sportplatz zu verbringen.
Es wurde sogar sehr nett. Ich kam mit einer anderen Mutter ins Gespräch, die ich schon länger kannte, da unsere Kinder in den gleichen Kindergarten gegangen waren. Wir unterhielten uns intensiv über einige Dinge, die sich gerade in der Gemeinde veränderten, und schauten unseren spielenden Kindern zu. Irgendwann fragte sie mich meine „Lieblingsfrage“: „Warum bist du eigentlich manchmal so still?“
Ich murmelte irgendwas von „So sind introvertierte Menschen nun mal gerne“ und kramte wie wild in meinem Kopf nach einem neuen Gesprächsthema. So vertraut fühle ich mit dieser Frau nicht, um ihr die Feinheiten und Stärken der Introversion zu erklären. Ich war noch fieberhaft am Überlegen, wie ich das Thema wechseln könnte, da erwiderte sie schon: „Du wirkst doch gar nicht so schüchtern!“.
Ich seufzte innerlich. Da war es schon wieder, das altbekannte Vorurteil: introvertiert = schüchtern. Ich bin nicht so redselig und lebhaft wie andere, aber das heißt noch lange nicht, dass ich schüchtern bin.
Vorurteile gegenüber Intros und was dahinter steckt
Dieses und andere Vorurteile verbinden viele Menschen schnell mit uns Intros. Ich habe die häufigsten Vorurteile, die mir begegnet sind, hier zusammengetragen. Und versuche sie zu erklären und zu entkräften.
Wenn du diese Vorurteile kennst und gleich eine passende Antwort darauf parat hast, bist du bestens auf solche Gespräche wie meinem auf dem Sportplatz vorbereitet. Du gehst selbstsicherer in Gespräche mit Menschen, die dich noch nicht so gut kennen, weil dich Vorurteile über dein ruhiges Wesen nicht mehr verletzen können. Du weißt es besser (und kannst argumentieren – oder es für dich behalten).
Vorurteil #1: Intros sind schüchtern.
Du hast es gerade in meiner Geschichte vom Sportplatz gelesen und die Situation bestimmt wiedererkannt. Still und zurückhaltend wird von den meisten Menschen mit Schüchternheit gleichgesetzt.
Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied zwischen diesen beiden Merkmalen: Schüchternheit ist eine soziale Angst. Schüchterne Menschen, ob introvertiert oder extravertiert, möchten sich gerne mit anderen verbinden (in welcher Form auch immer), aber ihre Ängste hindern sie daran. Dies kann z.B. die Angst vor Zurückweisung sein, Selbstzweifel, Angst sich zu blamieren und ähnliches.
Wir introvertierten Menschen sind dagegen gerne für uns, genießen die Zeit alleine, und wählen die Menschen, die wir in unseren inneren Kreis lassen, sehr genau aus. Wir beobachten fremde Menschen erst eine gewisse Zeit, bis wir ihnen genügend vertrauen, um uns ihnen mehr zu öffnen. Wenn wir uns in der Gegenwart von jemand anderem nicht wohlfühlen, bleiben wir zurückhaltend.
Das ist unsere Art, anderen Menschen zu begegnen. Es steckt eine ganz andere Motivation dahinter. Es ist keine Angst wie bei Schüchternheit, sondern ein sorgfältiges Auswählen.
Vorurteil #2: Intros sind zu still.
Wir sind still. Vollkommen richtig. Aber „zu still“ sind wir nur für Extros, die sich ohne einen ununterbrochenen Redefluss, ohne einen ständigen Geräuschpegel um sich herum, unwohl fühlen. Für uns Intros ist die Stille etwas, das wir gerne willkommen heißen, oft sogar bewusst suchen.
Warum? In meinem Inneren ist es gar nicht so still. Im Gegenteil, manchmal habe ich das Gefühl, „in mir spricht es in einem fort.“ (So schön hat es Robert Schneider in Schlafes Bruder formuliert.) Ich könnte meinen inneren Gedankengesprächen gar nicht folgen, wenn ich mehr reden würde (und dabei viel Interessantes verpassen!). Ich bin nur nach außen still.
Manchmal möchte ich auch nichts sagen, nur um irgendetwas zu sagen. Das ist mir die Mühe nicht wert. Ich äußere nur Gedanken, die es meiner Meinung nach wert sind, ausgesprochen zu werden. Weil sie eine wertvolle oder interessante Information für meinen Gesprächspartner sind. Oder weil ich das Gefühl habe, dass mein Gegenüber wirklich versteht, was ich ausdrücken will.
Ich verstehe immer noch nicht, warum inhaltleeres Plaudern (der sogenannte Small Talk) für viele angenehmer ist als ein tiefgründiges Gespräch. Aber dafür muss man wohl Extro sein, um das nachvollziehen zu können.
Still zu sein hat noch einen anderen großen Vorteil: Man kann seinem Gegenüber besser zuhören. Das ist generell eine große Stärke von uns Intros. Unsere Gesprächspartner fühlen sich wertgeschätzt, wenn wir ihnen aufmerksam zuhören (und nicht schon im Kopf über unsere nächste Äußerung nachdenken).
Vielleicht können wir mit unserer Stille dazu beitragen, die viel zu laut gewordene Welt ein bisschen leiser zu machen.
Vorurteil #3: Intros sind langweilig.
Das kommt ganz auf die Sichtweise an. Für einen Extro, der sich mit viel Trubel wohl fühlt, ist ein Intro, der die Ruhe vorzieht, sicherlich langweilig. Für den Intro selbst ist die Ruhe dagegen ganz und gar nicht langweilig.
Wenn keine äußeren Anregungen auf uns einströmen, wenn wir ganz für uns sind und unsere inneren Akkus aufgeladen haben, dann kann unsere kreative Seite aufblühen. Ob es ein kreatives Hobby ist, dem wir nachgehen, ob es neue Ideen und Gedankengänge sind, die nun Gelegenheit haben, gedacht zu werden – wir Intros holen genug Anregungen aus uns selbst, so dass uns eigentlich nie langweilig wird. Was für ein großer Vorteil gegenüber Extros!
Da wir uns aber nicht jedem öffnen und nur wenige vertraute Menschen an unserem Innenleben teilhaben lassen, kriegen die meisten gar nicht mit, was da in uns so alles los ist – und halten uns für langweilig. Dafür sollten wir Verständnis haben, sie können es ja nicht besser wissen. Wir aber wissen, was wir an uns haben.
Wenn sich jemand für unsere Interessen interessiert und uns danach fragt, sind wir übrigens gar nicht mehr still und langweilig: Dann können wir stundenlang über unser Thema reden, erklären und diskutieren!
Bist du bereit, Selbstzweifel hinter dir zu lassen und stolz auf deine introvertierte Persönlichkeit zu sein?
Trage dich für die Intro-Inspirationen ein und erhalte ca. 1x im Monat meine Gedanken mit Tiefgang rund um unser Persönlichkeitsmerkmal, kleine Geschichten und praktische Intro-Alltagstipps – exklusiv für meine Leserinnen und Leser. Über 400 Introvertierte und Interessierte sind bereits dabei!
Mein Willkommensgeschenk an dich: das Mini-Ebook „Energievampire und Energieoasen – Intro-Tipps für einen ausgeglichenen Alltag“!
Lese solange mit wie du möchtest. Ganz kostenlos. Abmeldung jederzeit möglich. Klick hier und trage dich jetzt ein:
Vorurteil #4: Intros sind ungesellig.
Ja, wir sind gerne für uns. Wir genießen das Alleinsein. Mehr als Extros. Viel mehr. Aber wir mögen auch die Gesellschaft von anderen. Wir suchen genauso menschliche Nähe, aber es ist eine andere Art von Nähe, so wie Extros sie definieren.
Extros genießen gesellige Zusammenkünfte, um das Alleinsein zu vermeiden (Langeweile), oder um ein „Publikum“ für ihr Darstellungsbedürfnis zu haben.
Wir Intros haben eine andere Motivation, um uns mit Menschen zu umgeben. Für mich ist ein Kreis von Menschen am schönsten, in dem eine große Vertrautheit untereinander herrscht, so wie in der Familie oder mit engen Freunden. Geselligkeit in anderen, weniger vertrauten Kreisen ist für mich dagegen oft energieraubend, so schön die gemeinsam verbrachte Zeit auch war. (Hier kannst du nachlesen, warum Geselligkeit für uns energieraubend ist, und was unser Nervensystem damit zu tun hat.)
Wir brauchen daher viel Zeit für uns, um Energie zu tanken, um uns vor Reizüberflutung zu schützen. Intros sind auch gesellig, aber in einer anderen Dosis als Extros.
Vorurteil #5: Intros haben wenig Freunde.
Dies hat damit zu tun, dass wir in Gesellschaft von anderen alles, was wir hören, sehen, fühlen etc., länger und tiefer verarbeiten als extravertierte Menschen. Das kostet viel Energie. Darum wählen wir unsere Freunde, die wir näher an uns heranlassen als andere Menschen, sehr sorgfältig aus. Schließlich müssen wir mit unserem Energielevel gut haushalten, um nicht ständig müde und ausgelaugt zu sein.
Die gute Nachricht ist aber: Wenn jemand unser Vertrauten gewonnen hat, dann meinen wir es mit der Freundschaft sehr ernst. Unsere Freunde können sich auf unsere Freundschaft verlassen.
Qualität ist für uns Intros immer wichtiger als Quantität.
Vorurteil #6: Intros verkriechen sich in ihr Schneckenhaus.
Das kann passieren. Besonders, wenn wir über einen längeren Zeitraum vielen äußeren Reizen ausgesetzt sind. Unser Nervensystem erreicht irgendwann, schneller als bei Extros, sein Limit und signalisiert die beginnende Überreizung. Wir merken das, indem wir anfangen uns in einer Situation unwohl zu fühlen, die Geräusche plötzlich zu laut sind, und wir das Bedürfnis verspüren, uns aus der Situation auszuklinken.
Es ist ein Schutzmechanismus unseres Nervensystems vor Reizüberflutung. Wenn man uns eine Pause gönnt, geht es danach meistens wieder besser.
Wir Intros sollten auf unsere Körpersignale gut achten. Wenn wir unser Nervensystem zu oft überfordern (z. B. wenn wir uns extravertierter geben wollen, als wir in Wirklichkeit sind), kann uns das langfristig krank machen, bis hin zum Burn-out.
Vorurteil #7: Intros sind empfindlich und dünnhäutig.
Unser Gehirn verarbeitet mehr äußere Reize, und diese auch noch intensiver. Es hat viel mehr zu tun als ein Extro-Gehirn, weil es stärker stimuliert wird und Eindrücke tiefer verarbeitet. (Lies hier mehr darüber.) Intros können sehr empathisch sein und die Emotionen ihres Gegenübers fühlen wie ihre eigenen.
Logisch, dass Intro-Reaktionen in bestimmten Situationen heftiger und emotionaler ausfallen können. Aber das ist ja gerade unsere Stärke: Viel wahrzunehmen und zu verarbeiten – Details zu erkennen, die anderen verborgen bleiben.
Vorurteil #8: Intros haben wenig Selbstbewusstsein.
Das ist der Grund, warum ich diesen Blog betreibe und so viel über Introversion schreibe. In unserer Gesellschaft sind extravertierte Charaktereigenschaften das Ideal, dem alle Menschen (angeblich) nachstreben sollten. Schon von unseren Kindern wird in der Schule erwartet, dass sie sich mündlich beteiligen und vor anderen sprechen, in Gruppen zusammenarbeiten und Probleme im Team lösen. Stilles Arbeiten für sich wird nur selten belohnt.
Da uns das extravertierte Ideal vorgelebt und gelehrt wird, ist es kein Wunder, wenn wir schon als Kinder anfangen, unsere zurückgezogene Art zu missbilligen und uns falsch zu fühlen. Wie soll man da ein gutes Selbstbewusstsein entwickeln?
Wir Intros sind uns häufig nicht bewusst, welche Stärken wir mitbringen und welchen Wert wir durch diese in der Gesellschaft haben. Weil die Gesellschaft selbst unseren Wert vergessen hat. (Gut, dass es Team Introvertiert gibt! Hier erfährst du alles, was du über deine Stärken wissen musst 😉.)
Vorurteil #9: Intros sind ängstlich.
Durch die Art, wie unser Gehirn arbeitet, sind wir dazu bestimmt, zu den vorsichtigen Menschen zu gehören. Unser Mandelkern, die sogenannte Amygdala, weist eine höhere Aktivität aus als die Gehirne von Extravertierten. Die Amygdala ist aber auch unser Angstzentrum. Introvertierte haben durch die höhere Aktivität dieses Hirnareals eine höhere Angstbereitschaft als Extravertierte.
Was als Ängstlichkeit wahrgenommen wird, ist oft nur unsere Art, Dinge mit Vorsicht zu betrachten und weniger Risiko einzugehen. Eine Eigenschaft, die nicht nur bei Börsenspekulationen von Vorteil ist!
Vorurteil #10: Intros sind langsam.
Damit ist nicht unsere Sportlichkeit gemeint, sondern unsere Art zu denken. Wenn unser Gehirn Eindrücke aller Art tiefer verarbeitet und analysiert, die Eindrücke regelrecht ein paar Extrarunden im Gehirn drehen, dann ist es kein Wunder, wenn es einen Moment länger dauert, bis wir z.B. auf eine Frage antworten. Wir überdenken das, was wir sagen wollen, in der Regel sorgfältig. Wir können gar nicht anders.
Liebe Extros, wir sind zwar ein wenig langsamer, dafür erhaltet ihr von uns aber gut durchdachte, oft tiefgründige Antworten von hoher Qualität. Unsere Langsamkeit ist weit davon entfernt, etwas mit Dummheit zu tun zu haben.
Vorurteil #11: Intros können sich schlecht entscheiden.
Das trifft auf mich überhaupt nicht zu. Ich kann mich sehr gut und schnell entscheiden, sowohl bei kleinen als auch bei großen Dingen.
Introvertierte neigen aber generell dazu, ihre Entscheidungen länger abzuwägen (sie denken einfach gründlicher darüber nach, siehe Vorurteil #10.). Dafür sind sie sich dann sehr sicher, eine gute Entscheidung getroffen zu haben.
Ich entscheide mich tatsächlich manchmal etwas zu schnell. Da kommt wohl meine (ansonsten meistens verborgene) extravertierte Seite zum Vorschein. Das führt dazu, dass ich eine Entscheidung auch mal bereue. Lieber treffe ich zehn zügige Entscheidungen mit einem Fehlgriff dazwischen, als mich gar nicht entscheiden zu können. Ich finde nichts schlimmer, als ewig lange hin und her zu überlegen, abzuwägen, sich beraten zu lassen und von einer Möglichkeit zur nächsten zu springen. Meine Mutter sagt immer: „Auch die zweitbeste Entscheidung ist immer noch eine gute Entscheidung.“ Recht hat sie. (Und es nimmt eine Menge Druck weg.).
Vorurteil #12: Intros sind arrogant.
Wir Introvertierten können wirklich manchmal arrogant wirken. Es ist einfach das Resultat aus Zurückhaltung, Distanzierung, Ernsthaftigkeit, Stille, aufmerksamem Beobachten und der Eigenschaft, nur ausgewählte Menschen an uns heran zu lassen.
Es stimmt jedoch nicht, dass wir auf andere Menschen herabschauen, oder uns für etwas Besseres halten. Im Gegenteil, wir sind eher bescheiden, was uns und unsere Fähigkeiten angeht. Meistens viel zu bescheiden. Und in der Regel sehen wir in unseren Mitmenschen das Gute zuerst.
Wenn wir versuchen, trotz unserer Zurückhaltung anderen gegenüber Freundlichkeit auszustrahlen, können wir dieses Vorurteil schnell entkräften.
Vorurteil #13: Intros sind kopflastig.
Ja, das Vorurteil ist berechtigt! Unser Gehirn arbeitet intensiv, wir haben ein reichhaltiges Innenleben, verwinkelte Gedankengänge und zahllose kreative Ideen. Unser Kopf hat tatsächlich oft die Oberhand über das, was wir tun, denken und wie wir uns verhalten. Intellektuelle Denker sind nun einmal in der Regel introvertiert veranlagte Menschen 😉.
Das heißt aber nicht, dass wir keine Bauchentscheidungen treffen können, keine Intuition haben oder unsere Emotionen verstecken. Gerade weil wir so tiefgründig über vieles nachdenken und in stillen Momenten in uns hineinhorchen, haben wir ein positives Verhältnis zu unserem Inneren und können unseren Gefühlen und unserer Intuition vertrauen. Wir zeigen es nur nicht jedem.
Vorurteil #14: Intros scheuen Konflikte.
Viele Intros sind sehr harmoniebedürftig. Ich auch. Konflikte sind in vielen Bereichen wichtig für eine Weiterentwicklung, aber sie wühlen innerlich auf und beschäftigen meine Gedanken noch lange, auch wenn der Konflikt längst hinter mir liegt.
Was hätte ich besser machen können? Hätte ich den Konflikt vermeiden können? Warum hat der andere das gesagt? Ich hätte besser ein anderes Argument vorbringen sollen… Usw. usw. Jeder von uns Introvertieren kennt diese Gedankenschleifen, wenn wir den erlebten Konflikt im Nachhinein verarbeiten.
Dafür brauchen wir viel Energie. Energie, die wir wahrscheinlich in anderen Situationen dringend benötigen. Also versuchen wir, Konflikte so gut wie möglich zu vermeiden.
Das Harmoniebedürfnis hat auch mit unserem starken Sicherheitsbedürfnis zu tun (siehe Vorurteil #9.). Konflikte bergen ein unkalkulierbares Risiko. Harmonie schafft Sicherheit und bringt uns zurück in unsere Komfortzone.
Vorurteil #15: Intros sind schlechte Führungskräfte.
Die Arbeitswelt lebt es uns tagtäglich vor: Meetings, Großraumbüros, Veranstaltungen, Netzwerken, Teamarbeit, Vorträge, Kundengespräche, Telefon,… Alles Situationen, in denen Introvertierte sich eher unwohl fühlen. Extravertierte Charaktereigenschaften sind gerade im Berufsleben gefragt. Wer laut ist, wird gehört, hat recht bzw. ist erfolgreich. Nicht einfach für uns Intros, in der Arbeitswelt zu überleben, geschweige denn uns durchzusetzen.
Aber was ist mit den Vorgesetzten, die ihren Mitarbeitern konzentriert zuhören können, wenn diese das Gespräch suchen? Die Entscheidungen treffen, die sie vorher intensiv durchdacht und viele Informationen mit einbezogen haben? Die sich zurücknehmen können, wenn ihre Mitarbeiter einen besseren Vorschlag vorbringen als sie selbst? Wären das wirklich so schlechte Führungskräfte? Nein, ganz im Gegenteil.
Vorurteil #16: Intros sind schwach.
Ich verweise dich an dieser Stelle auf meinen Artikel Die unsichtbaren Stärken von Introvertierten.
Die hier beschriebenen Stärken von uns Introvertierten sollten wir Tag für Tag verinnerlichen. Und aufhören, zu bescheiden zu sein, sondern anfangen, die Welt von uns und unseren Stärken zu überzeugen.
Bist du mit einigen dieser Vorurteile auch schon konfrontiert worden? Oder hast du dir noch andere anhören müssen? Ich freue mich auf deine Kommentare zum Thema Vorurteile!
Alles Liebe
Stefan Beck
Hallo Lena,
in meinem Leben bin ich (jetzt 57 Jahre alt und durchaus erfolgreich) oft in Situationen gekommen, an denen ich mich gefragt habe….. „Warum bin ich so ruhig und zurückhaltend?“. Mir wurde auch schon direkt ins Gesicht gesagt: „Ich wirke sehr unnahbar.“. Darüber machte ich mir viele Gedanken und ich kam zu keiner plausiblen Erklärung. Eines wusste ich jedoch…. ich bin „anders“ und dadurch fühlte ich mich immer „unvollkommen“ und wollte diesen Wesenszug unbedingt verändern. Meine Bemühungen scheiterten jedoch immer wieder aufs Neue. Bis heute!!! Als ich deinen Artikel gelesen habe, fing ich an, mich in jedem der aufgeführten Punkte („Vorurteile“) wiederzufinden. Jetzt begreife ich die Zusammenhänge zwischen extro- und introvertiert. Dein Artikel gab mir den Mut und die Erkenntnis, mich besser zu verstehen und zu akzeptieren. Jetzt kann ich sagen: Ich bin, wie ich bin und das ist gut so. Ich bin nicht besser oder schlechter als andere Menschen, nur bin ich eben mehr introvertiert. Und das ist keine „Schande“, eher ein Vorteil.
Vielen Dank und weiter so.
Stefan
Lena
Lieber Stefan,
das kann ich 100% nachvollziehen – mir ging es die meiste Zeit in meinem Leben auch so. Es schafft so viel Erleichterung, wenn man sich selbst plötzlich besser versteht. Genau das ist auch Thema meines Newsletters heute, an dem ich gerade sitze.
Lies gerne noch ein bißchen weiter im Blog, es gibt bestimmt noch mehr Artikel die dir weiterhelfen. Das ist jedenfalls mein Ziel beim Schreiben 😉
Alles Liebe
Lena
Anke
Ich kann gar nichts weiter sagen, außer DANKE LENA! <3
Lena
Lieben Dank, Anke!
Christine Kaiser
Liebe Lena,
Vielen Dank für deinen Blog, den ich durch zufällges recherchieren im WWW gefunden habe. Ich habe jetzt bereits ein paar Artikel von dir gelesen und bin immer noch überrascht, wie viel überschneidungen ich mit meinen eigenen Erfahrungen finde. Es tut richtig gut, zu erfahren, das es noch andere wie mich gibt und hilft mir, mich endlich besser zu verstehen. Meine Mutter war ein extremer Extro mit einem ausgeprägten Hang zum Narzissmus und hat ihr Leben lang versucht, einen Beweis für meine, in ihren Augen „psychische Störung“ zu finden. Über die Jahre habe ich mehr psychologische Diagnosen bekommen, als ich zählen kann, und als ich vor ca. 15 Jahren (jetzt bin ich 45) aufgrund jahrelanger Überforderung durch meine Familie, die mein anderssein nie wirklich akzeptiert hat, ernstlich krank wurde, war das für Sie der endgültige Beweis, das mit mir etwas nicht stimmt. Seit dem Tod meiner Mutter vor drei Jahren bin ich nun schon dabei, die Vergangenheit aufzuarbeiten, und langsam wieder zu mir selbst zu finden. Deine Artikel tun mir unglaublich gut und ich bin bereits gespannt auf weitere Lektüre.
Mach weiter so.
Alles Liebe, Christine
Lena
Liebe Christine,
ganz herzlichen Dank. Ich freue mich so, wenn ich anderen mit meinen Texten weiterhelfen kann!
Du hast einen langen Leidensweg hinter dir. Wie wunderbar, dass du nun einen neuen Weg einschlagen kannst und positiv in die Zukunft schaust.
Ich wünsche dir ganz ganz viel Erfolg dabei mit vielen Erkenntnissen und Transformationen.
Wenn ich dich mit meiner Expertise unterstützen und begleiten kann, schreib mir gerne eine Email.
Liebe Grüße
Lena