Lies im ersten Teil, warum ich mich gegen Anpassung an meine Umwelt und für meine Stärken als Introvertierte entschieden habe. Dort stelle ich dir auch die ersten drei Intro-Stärken vor.
Hier geht es weiter mit den Intro-Stärken Nr. 4 bis 10:
4. Zuhören
Als Intro bist du ein/e gute/r Zuhörer/in. Deine Stärke der Konzentration unterstützt diese Fähigkeit. Alle Menschen lieben es, wenn sie mit jemandem sprechen dürfen, der sich ganz auf ihre Worte konzentriert, über sie nachdenkt, nachfragt und dann hochwertige Antworten oder Hinweise geben kann. Dein Gesprächspartner fühlt sich von dir wertgeschätzt, wenn du ihm deine volle Aufmerksamkeit schenkst und seine Worte wichtig nimmst.
Deine Fähigkeit, anderen gut zuzuhören, ist eine wichtige Basis für eine gegenseitige Beziehung, in der Vertrauen aufgebaut und Konflikte gelöst werden.
Diese Stärke ist eine meiner Lieblingsstärken. Ich höre gerne anderen Menschen zu, egal ob sie Geschichten von sich erzählen, ihre Meinung vertreten oder über ein Thema sprechen, das mich interessiert. Nur belanglose Plaudereien langweilen mich meistens.
Typisch Intro, verarbeitet mein Kopf parallel das, was ich höre. Er vergleicht es mit meinen eigenen Erfahrungen und Meinungen, analysiert, wie ich die Informationen auf andere Bereiche übertragen kann und speichert das, was ich für interessant und wissenswert erachte, sicher ab. Ich stelle auch gerne Fragen, wenn ich etwas genauer wissen möchte.
Viele Leute wissen es zu schätzen, wenn man ihnen konzentriert zuhört. Einige kommen inzwischen zu mir, um ihre Probleme mit mir zu besprechen. Sie wissen, dass ich sie ernst nehme und hilfreiche Tipps geben kann.
Über das Zuhören haben ich einen eigenen Artikel geschrieben, in dem es um aktives Zuhören, die richtige Körpersprache und deine innere Haltung im Gespräch geht.
5. Ruhe
Deine Ruhe soll eine Stärke sein? In einer Welt, wo die Meinung derjenigen gehört wird, die sie am lautesten verkünden? Wo schnelles und lautes Sprechen mit Erfolg und Attraktivität verbunden wird?
Doch, gerade deshalb ist deine innere Ruhe deine Stärke. Du bist sprichwörtlich der Fels in der Brandung, der sichere Hafen, wenn sogar die lebhaftesten Extros mal eine Pause brauchen.
Du kannst genauso gut aktiv sein und Trubel aushalten wie Extros. Aber in einer anderen Dosis. Dein Bedürfnis nach Ruhe ist größer. Wenn manche Extros sich schwer tun, zur Ruhe zu kommen und zu entspannen, kannst du durch deine ruhige Ausstrahlung dafür sorgen, dass sie sich die Auszeit gönnen, die auch sie brauchen.
Ist das nicht ein schöner Gedanke? Dafür sorgen zu können, die sich immer schneller drehende Welt ein wenig abbremsen zu können, weil man die Fähigkeit hat, Ruhe in seinem Umfeld auszustrahlen?
Lange habe ich mit meiner stillen Art gehadert. Aber diese neue Perspektive finde ich wirklich klasse. Der Ruhepol zu sein, zu dem andere sich zurückziehen können, wenn die Hektik des Alltags auch den aktivsten Menschen erschöpft. Meine eigene Welt ein wenig bremsen zu können.
Ganz so einfach ist es manchmal leider nicht, dieser Ruhepol wirklich zu sein. Ich werde viel zu oft selbst vom hektischen Alltag überrannt und verliere meine innere Ruhe. Aber sie ist immer in mir, und je öfter ich mich an diese Stärke erinnere, desto häufiger gelingt es mir, sie zurückzuholen.
Über innere Ruhe habe ich einen ausführlichen Artikel geschrieben: Deine Intro-Stärke: Innere Ruhe
Bist du bereit, Selbstzweifel hinter dir zu lassen und stolz auf deine introvertierte Persönlichkeit zu sein?

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6. Analytisches Denken
Oh ja, das kann ich gut: systematisch Informationen analysieren, strukturieren, planen, Lösungen und Maßnahmen daraus ableiten, komplexe Zusammenhänge erfassen und kleinschrittige Arbeitspläne entwerfen. Das macht mir Spaß, darin bin ich gut. Ich bin der absolute Denker und Theoretiker, die praktische Umsetzung können andere in vielen Fällen besser.
Ich helfe anderen gerne dabei, sich und ihre Arbeit zu strukturieren. Den Überblick zu behalten. Vorschläge zu machen, wie ein Problem gelöst werden kann. Dabei bin ich mehr ein Berater als ein Macher, und fühle mich in dieser Rolle sehr wohl. Mein Talent, das Chaos zu ordnen, wird immer öfter von anderen dankbar angenommen, die sich selber damit schwer tun.
Ganz klar, analytisches Denken ist eine meiner stärksten Stärken!
7. Unabhängigkeit
Als Introvertierter ist man unabhängiger als extravertierte Menschen. Unabhängig im Sinne von: du brauchst nicht zwingend die Gesellschaft von anderen Menschen um dich wohl zu fühlen, du brauchst weniger Reize von außen, um dich voller Energie zu fühlen. Du bist unabhängig, weil du gut alleine klarkommst.
Du bildest dir zu vielen Dingen deine eigene Meinung und schließt dich nicht immer der Mehrheit an (auch wenn es dir manchmal schwerfällt, deine eigene Meinung vor anderen zu äußern).
Du bist weniger auf Rückmeldungen deiner Mitmenschen angewiesen, weil dir ihr Urteil nicht so wichtig ist. Du machst lieber „dein Ding“, egal was andere dazu sagen würden, und fragst deshalb seltener andere um Rat.
Dass diese Unabhängigkeit tatsächlich eine Stärke ist, machen wir uns oft nicht so richtig bewusst. Aber stelle dir einmal die andere Seite vor, die, die Extravertierte oft erleben: Sich einsam zu fühlen, wenn man alleine ist. Sich schnell zu langweilen, wenn man nicht mit anderen zusammen einer Aktivität nachgehen kann. Ständig nach Anregungen und Ablenkungen zu suchen, um sich wohl fühlen zu können.
Ist es nicht eine Erleichterung, diesen Anregungsdruck NICHT ständig spüren zu müssen? Sich mit sich selbst wohl und glücklich fühlen zu können? Für mich ein ganz klares Ja!
8. Beharrlichkeit
Hierzu gehören Gründlichkeit, Geduld sowie das Durchhaltevermögen, Ziele zu verfolgen und auch zu erreichen.
Dieser Stärke stehe ich ein wenig zwiespältig gegenüber. Einerseits kann ich ein Projekt lange verfolgen und zu Ende bringen, selbst wenn das Interesse daran unterwegs abgeflaut ist. Aber wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, will ich es in der Regel auch erreichen und mache so lange weiter, bis ich es geschafft habe. Und zwar mit einem vorzeigbaren Ergebnis. Das nennt man wohl Beharrlichkeit.
Auf der anderen Seite kann ich mich schnell für ein Thema begeistern, mich hineinstürzen, es bis in seine Tiefen ergründen – um eines Tages ein neues Thema zu entdecken, dass mich ebenso begeistert und fesselt. Die Aufmerksamkeit für die alten Themen lässt dann etwas nach, logisch, Neues ist immer spannender als Altes.
Von Geduld hätte ich übrigens auch gerne eine große Schubkarre voll mehr in mir.
9. Schreiben
Ich wusste es schon immer: Schreiben ist perfekt für uns Introvertierte! Beim Schreiben können wir nicht nur unsere vielen Gedankenströme aus dem Kopf herauslassen, wir können uns vor allem in unserem eigenen Tempo ausdrücken. Themen überlegen, Sätze formulieren, Texte strukturieren, umschreiben, konzentriert korrigieren, kreative Ideen zu Papier bringen, den perfekten Ausdruck suchen usw. – es gibt keine Stärke, in der wir so viele der anderen Stärken zusammen einsetzen können.
Du kennst das bestimmt: Wenn dein Kopf abends ein Gespräch verarbeitet und analysiert, das du am Tag mit jemandem geführt hast, denkst du: „Das hätte ich auch anders/besser ausdrücken können“, oder: „Warum ist mir das Argument nicht eingefallen?“. Ganz normal für Intros.
Wenn wir uns mündlich ausdrücken wollen oder müssen, schwingt immer ein gewisser „Druck“ mit, fließend sinnvolle Sätze oder logische Argumentationen zu finden. Das fällt extravertierten Menschen, deren Gehirne etwas schneller und weniger ausführlich arbeiten, deutlich leichter. Die Angst, vor anderen Leuten zu sprechen, z.B. wenn man eine Rede oder einen Vortrag halten muss, haben nicht nur Intros, sondern auch viele Extros. Für uns Intros ist sie aber ganz typisch, weil wir wissen, dass wir uns mit spontanen Worten eher schwer tun. Trotzdem können wir starke Vorträge halten – wenn wir uns vorher schriftlich gut vorbereitet haben!
Beim Schreiben können wir immer wieder ergänzen, umformulieren, verbessern. So lange, bis wir perfekt das ausdrücken, was uns bewegt.
10. Einfühlungsvermögen
Du kannst dich in Gesprächen gut in dein Gegenüber hineinversetzen. Du verstehst, was ihn bewegt, was er sagen möchte, was er vielleicht zwischen den Zeilen sagt. Dein Gesprächspartner merkt, dass du ihn verstehst, und vertraut dir aus diesem Grund schneller.
Ich glaube, dass auch viele Extros über Einfühlungsvermögen verfügen, aber bei Intros geht es noch ein wenig tiefer: Weil unsere Gehirne so intensiv arbeiten (warum, kannst du hier nachlesen), und wir daher mehr Detailinformationen aufnehmen und verarbeiten, die das Bild vervollständigen, das wir uns vom anderen machen. Das führt dazu, dass wir uns noch tiefer in unsere Mitmenschen einfühlen können. So verstehe ich es jedenfalls.
Hier kannst du dir alle zehn Stärken als Infografik herunterladen.
Erkenne deine persönlichen Stärken und gewinne mehr Selbstvertrauen
Jede Stärke hat auch eine schwache Kehrseite (Löhken nennt sie „Hürden der Introvertierten“). Ich habe für mich beschlossen, mich nicht näher mit meinen Schwächen zu beschäftigen, sondern mich ganz auf die Stärken, die in mir schlummern, zu konzentrieren (Stärke 3 😊).
Wichtig ist, dass du deine ganz individuellen Stärken und Potenziale suchst und findest. Denn mit ihnen zu arbeiten, sie in den Vordergrund deiner Persönlichkeit zu stellen, bedeutet, dass du so bist, wie es deinem Wesenskern entspricht. Das ist viel einfacher und besser, als sich anzupassen und sich vermeintlich bessere Eigenschaften antrainieren zu wollen. Ich habe es versucht, es kostet zu viel Energie und funktioniert am Ende sowieso nicht.
Wenn du aber deine Stärken kennst und weißt, worin du anderen sogar überlegen bist, wachsen dein Selbstvertrauen und dein Selbstbewusstsein von ganz allein. Akzeptiere dich, nehme deine Stärken an, und du wirst an Ausstrahlung gewinnen. Ohne dich anpassen zu müssen, sondern indem du ganz du selbst bleibst.
Es ist gar nicht so einfach, seine persönlichen Stärken herauszufinden. Oft halten wir antrainierte Fähigkeiten für Stärken. Wie Fremdsprachen, die wir mühevoll gelernt haben.
Das Merkmal von persönlichen Stärken ist es aber eben nicht, dass wir Mühe für sie aufwenden müssen. Es sind Eigenschaften, die wir für selbstverständlich halten, weil sie uns so leicht fallen. Wir müssen uns nur bewusst machen, welche dieser Eigenschaften anderen Menschen deutlich schwerer fallen als uns, um sie als persönliche Stärke wahrzunehmen.
Das hohe Lebenstempo in unserer Gesellschaft treibt uns alle, selbst die extravertiertesten unter uns, irgendwann in die körperliche und seelische Erschöpfung. Gegentrends, wie Entschleunigung, Work-Life-Balance und Achtsamkeit werden immer beliebter und wichtiger.
Damit gewinnen die introvertierten Stärken an Bedeutung. Ich bin sicher, dass sie in Zukunft mehr Anerkennung in der Gesellschaft erhalten werden. Wer weiß, vielleicht ist Introversion ja das Persönlichkeits-Idealbild der Zukunft?
Scheibe gerne in den Kommentaren, welche Stärken du bei dir erkannt hast und welche du noch entdecken willst! Hier ist auch nochmal der Link zur Infografik – Deine 10 Stärken als Introvertierter
Alles Liebe
Lena
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