Wie introvertierte Stärken deine Resilienz fördern

Manche Menschen stecken Niederlagen, Stress, Krisen und sogar Schicksalsschläge gut weg. Sie bewältigen die schwere Zeit scheinbar müheloser und finden schneller zu neuer Frische, Motivation und Lebensfreude zurück, einige gehen sogar gestärkt aus einer Krise heraus. Andere erholen sich nur langsam von einer Lebenskrise oder belastenden Situation. Sie scheinen mit ihrem Schicksal verhaftet zu bleiben, manche drohen gar an ihm zu zerbrechen. Lange Phasen voller Stress berühren die einen nur geringfügig, die anderen entwickeln ernsthafte körperliche und psychische Probleme. Diese psychische Widerstandskraft wird Resilienz genannt.
Resiliente Menschen können flexibler auf belastende Situationen reagieren, finden leichter zu Lösungen von Problemen und sind stressresistenter. Die innere Widerstandsfähigkeit ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt und wird durch verschiedene Faktoren unterstützt.
Diese Faktoren kannst du trainieren und als deine persönlichen Ressourcen in belastenden Situationen nutzen. Sie wirken wie dein persönliches Schutzschild und helfen dir, ruhiger, lösungsorientierter und weniger verletzbar zu sein. Wir Introvertierten brauchen eine gute Widerstandskraft, denn wir haben ein sehr aktives Angstzentrum und lange Denkprozesse. Um uns nicht von Stress oder Krisen überwältigen zu lassen, ist es wichtig, dass wir unsere Resilienzfaktoren kennen und stärken.
Doch wir haben auch eine ganze Reihe an Intro-Stärken, also Stärken, die typischerweise bei vielen introvertierten Menschen besonders ausgeprägt sind. Viele dieser Stärken unterstützen uns sehr dabei, resilienter zu werden! In diesem Artikel zeige ich dir, welche introvertierten Stärken dir dabei helfen können, deine Widerstandskraft zu erhöhen.
Es wurden sieben Faktoren ermittelt, die bei Menschen mit hoher Resilienz besonders ausgeprägt sind:
- Emotionssteuerung
- Empathie
- Impulskontrolle
- Realistischer Optimismus
- Selbstwirksamkeit
- Kausalanalyse
- Zielorientierung
Vielleicht kannst du spontan erkennen, welche dieser Faktoren bei dir gut ausgeprägt sind, und welche dir eher schwerfallen. Lass uns anschauen, wie wir Introvertierten diese Faktoren mit unseren typischen Stärken unterstützen und fördern können.
- Emotionssteuerung
Der Begriff Emotionssteuerung beschreibt die Fähigkeit, in unterschiedlichen Situationen gelassen zu bleiben und starken Emotionen, ob tiefe Traurigkeit, rasende Wut oder überschwängliche Freude, nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Du lässt dich nicht von ihnen überwältigen, sondern kannst sie bewusst wahrnehmen, einordnen und weitestgehend gelassen bleiben, oder die Gefühle schnell wieder beruhigen.
Hierfür kommt dir deine Intro-Stärke der inneren Ruhe entgegen. Manchmal glauben wir nicht, dass innere Ruhe eine Stärke von uns Introvertierten sein soll, weil sich unsere Gedanken oft wie ein Wirbelsturm anfühlen. Im ausführlichen Artikel über innere Ruhe erkläre ich dir, warum dies dennoch eine Intro-Stärke ist oder werden kann. Wenn du über innere Ruhe verfügst, lebst du selbstbestimmter, weil du den Einflüssen und Stressfaktoren von außen weniger ausgeliefert bist. Du kannst leichter entscheiden, was wichtig und richtig ist, und was zu viel ist. Das schenkt dir viel persönliche Freiheit und macht dich unabhängiger. - Empathie
Empathische Menschen können sich psychisch und emotional in die Lage eines anderen Menschen hineinversetzen. Sie können mitfühlen, was den anderen gerade bewegt, angemessen darauf reagieren und auf mitfühlende Weise Hilfe und Unterstützung anbieten, wenn diese gewünscht wird. Dank Empathie sind wir verständnisvoller und können leichter ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufbauen.
Introvertierte Menschen haben feine Antennen für das, was unser Gegenüber bewegt und fühlt. Wir haben ein gutes Gespür für das, was der andere nicht in Worte fassen kann und was ihm vielleicht selbst gar nicht bewusst ist. Diese emotionalen Erfahrungen sind hilfreich, um unsere eigenen Emotionen besser wahrnehmen und einordnen zu können und sie leichter zu regulieren. So können wir viele Situationen schneller verstehen, einordnen und schließlich gelassener bleiben. - Impulskontrolle
Impulskontrolle bedeutet, dass dich kurzfristige Belohnungen nicht so leicht von deinen langfristigen Zielen ablenken. Du handelst überlegter, weil du kurzfristigen Impulse nicht einfach nachgibst, sondern innehältst und überlegst, ob du dem Impuls wirklich nachgeben willst, oder ihn zugunsten eines höheren Ziels in der Zukunft aufschiebst. Wenn du zum Beispiel abnehmen willst und über eine gute Impulskontrolle verfügst, wirst du es leichter haben, einem leckeren Kuchen widerstehen zu können. Es ist nachvollziehbar, dass dies ein wichtiger Faktor für deine Resilienz ist, oder?
Das Belohnungszentrum im Gehirn ist bei introvertierten Menschen etwas weniger aktiv als bei extravertierten Menschen. Das hilft uns zum Beispiel dabei, beharrlich und diszipliniert auf ein Ziel hinzuarbeiten und stärkt unsere Widerstandskraft gegen attraktive Ablenkungen. Ausdauer und Selbstkontrolle ist eine häufig unterschätzte Intro-Stärke. - Realistischer Optimismus
Wer realistisch optimistisch ist, kann konstruktiver mit schwierigen Situationen umgehen und sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Man ist überzeugt davon, dass sich die Dinge zum Guten werden können und werden. Häufig entdeckt man so die positiven Aspekte einer Situation, eines Problems oder einer Krise. Das hilft dabei, sich von Zweifeln und Ängsten nicht vereinnahmen zu lassen, sondern das Denken auf die Lösung auszurichten.
Introvertierte haben es mit diesem Resilienzfaktor manchmal schwer, denn unsere Gedanken können sich leicht verselbständigen und in Grübelspiralen festhängen. Andererseits denken wir auch sehr analytisch und handeln eher vorsichtig. Wir verfallen seltener in Euphorie und überschwänglichen Optimismus, der uns zu hohen Risiken und falschen Erfolgseinschätzungen führen würde. - Selbstwirksamkeit
Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung, dass wir selbst beeinflussen können, wie sich die Dinge in unserem Leben entwickeln und verändern sollen. Wenn du weißt, dass du es selbst in der Hand hast, was du erleben willst, bringst du dich viel bewusster und aktiver in deine Lebensgestaltung ein. Dem entgegen steht das Gefühl der Hilflosigkeit. Wer das Gefühl hat, dass er den Umständen ausgeliefert ist und nichts an ihnen ändern kann, bleibt in seiner Opferrolle verstrickt, verliert den Antrieb, etwas verändern zu wollen und wird zunehmend mutloser, ängstlicher, passiver und freudloser.
Selbstwirksamkeit schafft das Selbstvertrauen, den eigenen Weg zu gehen und Lösungen für Probleme zu finden, notfalls auch alleine. Introvertierte Menschen verfügen über die Stärke der Unabhängigkeit. Sie halten es gut mit sich selbst aus und sind nicht auf äußere Anregungen angewiesen, was ihnen dabei hilft, vielfältige Selbstwirksamkeitserfahrungen zu sammeln. Sie haben einen kreativen Geist, mit dem sie etwas erschaffen und neue Perspektiven einnehmen. - Kausalanalyse
Analytisches Denken ist eine große Stärke von Introvertierten. Mit Kausalanalyse ist gemeint, dass ein Problem gründlich und zutreffend analysiert werden kann und begangene Fehler nicht zu wiederholen. Ursachen für Erfolge oder Misserfolge werden erkannt und führen zu Lernerfahrungen und stetiger Weiterentwicklung. Diese sachliche Beurteilung von Situationen führt dazu, weniger Schuld und Versagen bei sich persönlich zu suchen, oder glückliche äußere Umstände für eigene Leistungen verantwortlich zu machen. - Zielorientierung
Ob man sich vom Leben treiben lässt oder stattdessen eigene Ziele aufstellt und diese dann auch über einen längeren Zeitraum verfolgt, macht einen großen Unterschied für die eigene Resilienz. Mit einer guten Zielorientierung, ohne sich zu sehr in ihnen zu verbeißen oder unrealistische Erwartungen zu hegen, trifft man klarere Entscheidungen, ist neugieriger, konsequenter und weißt, warum und wofür man etwas tut.
Getriebene Menschen, die meinen, dass ihre Ziele bereits vorgegeben sind, können Erfolge weniger annehmen und routieren zwischen verschiedenen Herausforderungen hin und her. Die fehlende Klarheit lässt sie schneller ausbrennen. Hier kommt introvertierten Menschen ihre Fähigkeit zugute, lange beharrlich und konzentriert arbeiten zu können.
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Alle Resilienzfaktoren stehen in gegenseitiger Wechselwirkung zueinander und stärken sich gegenseitig. Wenn du dich auf einen Faktor konzentrierst und dir Strategien überlegst, wie du ihn stärken und weiterentwickeln willst, wirst du damit gleichzeitig auch andere Faktoren stärken. Wenn du zum Beispiel sehr zielorientiert bist, wirst du damit auch deine Selbstwirksamkeit erhöhen. Eine gute Impulskontrolle verstärkt die Emotionssteuerung und andersherum, aber fördert auch deine Zielorientierung.
Wenn du deine Widerstandskraft erhöhen willst, fange an, dich selbst, das eigene Denken und Handeln sowie deine bisherigen kleinen und großen Erfolge und Misserfolge genau anzuschauen, um Klarheit zu gewinnen. Welche Resilienzfaktoren sind schon richtig stark bei dir ausgeprägt? Wo willst du ansetzen, um deine Resilienz noch weiter zu verbessern?
Ich freue mich sehr, wenn du deine Gedanken und Erfahrungen dazu hier mit uns teilst und wir uns darüber austauschen. Gibt es weitere typisch introvertierte Eigenschaften, die unsere Resilienz fördern? An welchen Punkten steht introvertiert zu sein der Resilienz eher entgegen? Ich bin gespannt auf deine Meinung!
Alles Liebe
Lena
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